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Mühlkreisbahn den Betrieb auf acht Tage einstellen mußte. Das Jahr 1891 war
sehr gewitterreich. Am Magdalenentage (22. Juli) schlug der Blitz in ein Kornmandl
auf dem Stadelfelde des Pfarrhofes und setzte es in Brand. Kurz vorher hatten
die Pfarrhofleute noch die Halmen gerecht, so befanden sie sich in der Streuhütte,
als der Blitz niederfuhr. Von Mitte August 1892 an herrschte eine so große Hitze,
wie sie seit Menschengedenken nicht vorkam. Die Blätter verdorrten auf den Bäumen
und fielen ab, das Wasser versiegte allenthalben, die Anger zeigten keinen grünen
Halm; daher fiel die Grummeternte recht spärlich aus.
Bei der bischöflichen Visitation 1886 fand man, daß die Vergoldung des
Hochaltares ganz verblaßt, das Bild des heiligen Gotthard schadhaft und das Holz
ganz morsch sei. Pfarrvikar Josef Pachinger entschloß sich daher, anstatt den alten
Altar zu renovieren, eine Sammlung einzuleiten für einen neuen gotischen Hochaltar.
Am 14. Juli 1891 machte Josef Kepplinger von Ottensheim einen Voranschlag mit
1190 fl. für den geschnitzten Altar aus Naturholz (Föhren- und Lindenholz). Der
Unterbau für die Mensa 60 fl.; der Tabernakel, sehr reich geschnitzt, teilt sich in
zwei Stockwerke für Ziborium und Expositur, letztere mit zwei Türchen, auf denen
anbetende Engel sich befinden; ebenso zu beiden Seiten zwei Engel unter Baldachinen,
auf 380 fl. Der Aufsatz enthält als Hauptbild die schon erwähnte Dreifaltigkeits-
gruppe. Zu beiden Seiten des Tabernakelaufsatzes sind zwei Nischen für die Statuen
der hhl. Augustinus und Gotthard. Beide Nischen sind verschließbar mit zwei
Flügeln, welche in vier Reliefbildern Darstellungen aus dem Leben des heiligen
Gotthard zeigen; alles mit reichem Schnitzwerk geziert, 750 fl. Am 7. Juli 1891
hatte schon der akad. Bildhauer Josef Sattler seinen Voranschlag eingesendet mit
530 fl., und zwar: die beiden Statuen St. Augustin und St. Gotthard 84 fl.,
vier Hochreliefbilder, darstellend Szenen aus dem Leben des heiligen Gotthard1),
260 fl.; zwei Tabernakelengel 60 fl.; zwei Engel für die Tabernakeltüren 36 fl.;
drei Reliefvorbilder Gotthard1), schlagt Wasser aus dem Felsen, eherne Schlange, Abra-
hams Opfer) 90 fl. Kepplinger hatte versprochen, den Altar bis zum 7. Mai 1893
(Gotthardi-Sonntag) fertig zu stellen, was auch geschah. Der Mayr zu Hagedorn,
der Hofbauer und der Bräuer zu Eschelberg überführten den neuen Altar am
Freitag, 5. Mai, auf drei Wagen von Ottensheim nach St. Gotthard. Hofbauer
darauf wurde er vom Prälaten Ferdinand Moser von St. Florian feierlich ein-
geweiht. Derselbe sprach sich über die reiche und feine Ornamentik des Altares,
über die kunstvollen Schnitzereien, sowie über den niederen Kostenpreis sehr an-
erkennend aus. Auch die ganze Pfarrgemeinde zeigte sich hocherfreut über dieses
schöne Kunstwerk. Etliche Wochen später wurden die drei Vorbilder, welche Sattler
wegen Krankheit nicht rechtzeitig hatte liefern können, in die Mensa eingesetzt. Pfarrer
Hofmaninger ließ 1895 den neuen Stadel im Pfarrhof bauen, desgleichen wurde
auch ein Heustadel auf der Rottenegger - Wiese errichtet, dies alles kostete über
1949 fl. Ebenso wurde das Turmdach, das seit 1838 nicht mehr repariert worden
war, einer gründlichen Verbesserung unterzogen. Weil es sehr schadhaft war, brauchte
man fast 6000 neue Schindel. Um bei künftigen Reparaturen leichter am Turme
ein Gerüst anbringen zu können, wurden vier Lucken an der Kuppel ausgeschnitten
und zu denselben vom Spengler Mittermayr in Ottensheim vier blecherne Verschluß-
deckel angefertigt. Der Turm wurde mit Engelrot zweimal gestrichen. Die Kosten
betrugen fast 250 fl. In der Nachbarspfarre Walding war, man kann fast sagen
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1) Die Darstellungen dieser vier Hochreliefbilder sind folgende: Außenseite 1. St. Gotthard
wandelt auf der Donau, 2. St. Gotthard erweckt den ertrunkenen Knaben- Innenseite
1. St. Gotthard trägt die Kohlen zum Altar, 2. St. Gotthard wird zum Bischof geweiht.