Volltext: Sechstes Bändchen (6. 1916)

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einquartierte Kavallerie bedrängte speziell die Schmiede, Wagner und Binder. 
Die Schmiede Wöß und Oelinger in Rohrbach, der Hufschneider Herbst in Gollner, 
der Schmied Christl in Oepping, der Wagner Almesberger in Rohrbach waren 
ununterbrochen mit Arbeit beschäftigt. Der Chirurg Christl hatte unentgeltlich zu 
ordinieren und Medikamente abzugeben. Die Fleischhauer schrotteten 49 qu 36 
Pfund Rindfleisch im Werte von 987 fl. 12kr. aus. 
Nach Abzug der Franzosen meldeten 15 Rohrbacher einen Schadenersatzan- 
spruch von 3990 Gulden an. Die meisten hatten viele Kinder und waren durch 
die Einquartierung stark in Schulden gekommen. Niederer und Wolfsteher, die 
Offiziersquartier gehabt hatten, verlangten zusammen 700 Gulden. Der Leinen- 
weber Ruckerbauer hatte das Wachzimmer beigestellt und verlangte nun 80 fl. Ver- 
gütung. Das Distriktskommissariat Rohrbach aber hatte für seinen Bereich nur 
50 Gulden zu vergeben, wovon die Rohrbacher Stirzl und Escherich jeder 
10 Gulden erhielten. 
Den Franzosen folgten bald eigene Truppen. Fähnrich Hawelka vom k. k. 
Stainischen Infanterieregiment traf am 17. März 1806 mit einem Kommando 
von 30 Köpfen ein, bequartierte auch Frau und Familie in Rohrbach, wußte aber 
nicht anzugeben, was er in Rohrbach zu tun hätte. Er hatte bloß den Befehl, 
hieher zu marschieren erhalten. Dann wurde er vergessen. Im Jahre 1806 
hatten die Rohrbacher auch mit ihrer Vorspann großes Unglück. Sie hatten am 
1. Jänner 4 Pferde und am 2.Jänner 10 Pferde nach Linz, am 3. Jänner 
24 Pferde nach Freistadt gestellt und den Württembergern 2 Pferde ins Passauische 
mitgegeben. Von diesen Pferden kehrte kein einziges zurück. Im Jänner 
schon mußten die Naturallieferungen „wirklich durch die Leute selbst auf Schlitten 
gezogen werden". In solchem Zustand des Elends traf die Rohrbacher am 
4. März 1806 eine Botschaft voll Hoffnung, die Bekanntgabe des Friedens 
durch den landesfürstlichen Kommissär. 
 
Der Krieg im Jahre 1809 
Dem dritten Koalitionskrieg waren für Oesterreich drei Friedensjahre gefolgt, 
die zu neuen Rüstungen benützt wurden. Sie sind gekennzeichnet durch Aufstellung 
der Landwehr. Im Oktober 1806 wurde auch das Proviantmagazin Rohrbach 
wieder errichtet. Zum Jänner 1808 erfolgte eine Kordonsregulierung, die meh- 
rere Soldaten in den Distrikt Rohrbach brachte. Der kommandierende Leutnant 
erhielt seinen Sitz in Rohrbach. 
Im Frühjahr 1809, als der Kampf zwischen Oesterreich und Frankreich un- 
vermeidlich geworden war, griff Oesterreich auf drei Fronten an. Erzherzog Fer- 
dinand fiel mit einer Armee in Warschau ein, Erzherzog Johann in Italien. Im 
Zentrum des Kampfes aber stand die deutsche Armee unter dem Generalissimus 
Erzherzog Karl. Sie überschritt den Inn bei Braunau, Schärding und Wasser- 
burg und stieß nach Bayern vor. Ihr rechter Flügel bemächtigte sich zunächst 
der Stadt Passau und belagerte die Festung Oberhaus. Die Einschließungstruppen 
bestanden größtenteils aus Landwehr, darunter die 4 Bataillone der Mühlviertler 
Landwehr. Die Rohrbacher standen beim 2. Landwehrbataillon Ungerhoffer. 
Im März 1809, als die Landwehr in Rohrbach auf Kriegsfuß gesetzt 
wurde, faßte Hauptmann der Landwehr Gyryhou beim Distriktskommissariat Berg 
das Relutum für 860 Brotportionen. 
Ausrüstung, besonders Waffen wurden aus Linz herbeigeschafft. Alois 
Jungwirth brachte von dort 60 Gewehre, Bartlmä Obermüllner, der Linzerbote,
	        
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