Volltext: Sechstes Bändchen (6. 1916)

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ein Haus zu Neuschlag, Pfarre Helfenberg, und schrieb sich Franz Pichler. Um 
seine Aecker und Wiesen kümmerte er sich wenig und betrieb lieber das Geschäft 
eines Korbflechters, weil dieses nach seiner Meinung mehr eintrug. Die Ernte 
fiel deshalb immer schlecht aus, aber der Bedan-Franzl wußte sich zu helfen. 
Reichte das Futter nicht aus, so gab er den Ochsen einen Schaub in den Baren 
und beschwerte ihn mit einem wuchtigen Steine. Daß der Fleischhauer bei ihm 
kein fettes Vieh antraf, ist darnach selbstverständlich. Seine Gattin ist ihm bald 
gestorben und ließ ihm nebst größeren Kindern ein einige Wochen altes Kind zu- 
rück. Den alten Grundsatz: Warm halten, hat auch er bei diesem jungen Ge- 
schöpf angewendet. Unter der Ofenbank brachte er einen kleinen eisernen Ofen an, 
auf der Bank war das Bett seines Kindes und so wurde der Sprößling oft recht 
warm gehalten. Leider hat dieser es nicht lange ausgehalten. Sein Haus ver- 
kaufte er bald nach dem Tode seiner Gattin und nun konnte er sich ganz dem 
Schwingenflechten widmen. Er ist dabei manche Pfarreien durchwandert, Sankt 
Stephan, Helfenberg, Weißenbach, Heuraffl, St. Oswald, Haslach und bis nach 
Rohrbach herauf. Das Auffallende war seine Billigkeit und doch behauptete er, daß 
er sich jährlich seine Steuerkreuzer dabei verdient habe. Einmal holte er sich eine 
Schwinge eine halbe Stunde weit, besserte sie aus und trug sie dem Besitzer wieder 
nach und auf die Frage, was die Schuldigkeit sei, gab er zur Antwort: Fünf Kreuzer 
werden dir halt zu scharf (viel) sein, sagen wir zwei. Eine Wegentschädigung 
hat sich der Mann sicherlich nicht gerechnet. Das Heiraten ist bei ihm schnell ge- 
gangen, er hat es nicht gemacht wie gar mancher, der einige Pfarreien durch- 
wandern muß, bis er die Seinige findet. Er sah seine spätere Gattin einmal 
und da ist ihm der Gedanke gekommen: Die könnte ich ja heiraten; und es ist 
wirklich dazu gekommen. Eine bange Sorge bereitete es ihm, wenn die Oster- 
beichte kam. Da wurde das ganze Sündenregister auf einen Sprößling geschrieben 
und meine jüngste Schwester mußte es lesen, ob alles in Richtigkeit sei. Von den 
Schrecknissen des Krieges hatte er keine Ahnung und wenn man ihm erzählte, 
wie da geschossen werde, sagte er: Schoissen können's nicht, da würde ja der 
Hasacker (Feindschaft) alleweil ärger. Er ist öfter krank gewesen, aber den Doktor 
liebte er nicht, weil dieser, wie er sagte, nur froh ist, wenn er recht viele Glasln 
anbringt. Zu Bette legte er sich immer mit der vollständigen Kleidung, sogar 
der Hut durfte nicht fehlen. Gestorben ist er in meinem Vaterhause im Sep- 
tember 1918. Das Testament hatte er schon einige Jahre vor dem Kriege ge- 
macht und bestand nur aus einem Satze: „Wenn die Leute ins „Beten" kommen, 
müßt ihr euch viel Schnaps heimbringen." Leider konnte sein letzter Wille in der 
Kriegszeit, wo alle Getränke bis auf Most und Dünnbier verschwunden sind, nicht 
erfüllt werden. 
* 
Hörmann Großhaubt, Marktrichter in Sarleinsbach. 
(Von Anton W ö ß, Rohrbach.) 
Am 7. September des Jahres 1686 wurde ein dreißigjähriger Prozeß zwischen 
der Herrschaft Sprinzenstein und dem Markte Sarleinsbach durch Vergleich geschlossen. 
Anna Eleonore Gräfin von Preysing, geb. Dürrhaimb, die Witwe und 
Erbin nach dem Grafen Hans Christoph von Sprinzenstein, begab sich ihrer Forde- 
rungen an den Markt Sarleinsbach und verpflichtete sich zur Zahlung von 400 fl., 
womit die Gegenforderungen des Marktes eingelöst wurden.
	        
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