Volltext: Sechstes Bändchen (6. 1916)

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Bekannte freundlich an und tat, als ob nichts geschehen wäre. Dann zog er wieder 
fort und kam nie wieder. Man weiß nicht, wo er starb. Seine Tochter Anna soll 
in einem Häusel zwischen Gerling und Rottenegg an einer unheilbaren Krankheit 
elend gestorben sein. — Das schon früher genannte Toni-Hiasl-Häusel in seiner 
düsteren Lage an einem Walde bei Reit, war noch bis in die Zeit meiner Er- 
innerung verdächtig und wurde oft von sehr verdächtigen, ganz fremden, unbe- 
kannten Personen besucht und bewohnt. Vertrauenerweckend waren sie keineswegs. 
Die Affairen des Steinhauer-Gregors hatten aber auch ihre guten Seiten. 
Es wurde noch lange danach jeder Bursche, der bei der Nachtschwärmerei ertappt 
oder bei einem Kammerfenster erwischt wurde, unbarmherzig verhaftet — er 
könnte ja ein Dieb sein! Damit war dem Uebel der Nachtschwärmerei gründlich 
gesteuert und es kamen keine solchen Unglücksfälle mehr vor, wie z. B. im Jahre 
1878, daß die Ortschaft Unterneudorf durch die Unvorsichiigkeit einiger Burschen 
an einem Kammerfenster in Flammen aufging, wobei vier Personen verbrannten. 
Und wer könnte alle die ähnlichen Fälle wissen und erzählen? 
 
Der Buschen- Peter 
war eine der bekanntesten sprichwörtlichen Persönlichkeiten im ganzen Rohrbacher 
Bezirke. Er soll in Neufelden als Sohn eines Gärtners geboren worden sein 
und war schon in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhnndertes ein älterer Mann. 
Allem Anscheine nach war er ein glücklicher Mann, denn er war immer munter, zu- 
frieden und schien keine Leidenschaften zu haben. Er gefiel sich darin, künstliche 
Blumensträuße, wie man sie bis in neuester Zeit bei Hochzeiten auf die Hüte steckte, 
sogenannte Hochzeitbuschen, in solcher Menge auf seinen zylinderähnlichen Hut zu stecken, 
daß derselbe über und über mit solchen bedeckt war. Dazu hatte er immer eine 
Ziehharmonika bei sich, die er schrecklich maltraitierte. Er schien sich für einen 
ewigen Bräutigam zu halten, wenigstens jauchzte er an Haslacher Kirchtagen und 
sonst mit einer wahren Lebenslust. Sonst musizierte er in den Vorhäusern und 
empfing schnell irgend ein Almosen, um den Musikanten wieder wegzubringen, 
den gewöhnlich eine jubelnde Kinderschar in den nächsten Konzertsaal begleitete. 
Er beschloß sein friedliches Leben leider, wie man sagt, durch den Tod des Er- 
frierens. 
 
Der Spanner-Peter. 
 Dieser Mann, dessen Ruf schon um das Jahr 1860 und später noch mehr 
weit über die Grenzen Oberösterreichs, ja sogar über Oesterreichs Grenzen hinaus 
drang, ist wohl der Berühmteste aus unserer Heimat. Schade nur, daß seine 
Berühmtheitsich auf einen der letzten Reste des heidnischen Aberglaubens gründete, 
auf das „Spannen" und Mann, Es waren ja ehemals Männer und noch 
mehr Weiber genug, welche sich angeblich auf die Kunst verstanden, durch Spannen 
Krankheiten zu erkennen, Diebe „aufmahrig" (bekannt) zu machen, Verlorenes zu 
finden und durch Wenden Krankheit und Hexerei von Vieh und Leut' zu bannen, 
aber jetzt sind sie wohl ausgestorben aus dem Grunde, weil ihnen doch niemand 
mehr Glauben schenkt. Gehört ja doch auch endlich der Hexenglaube der Ver- 
gangenheit an. Weit über alle Spann- und Wendkünstler ragt wie ein König der 
Spannerpeter hinaus. Er hieß eigentlich Peter Teufelsbrucker und 
war Besitzer einer mäßiggroßen Oekonomie in der Ortschaft Haid, Pfarre Haslach, 
daher auch genannt „Der Peter auf der Haid". Dorthin pilgerten Tausende, um 
von Krankheit und Unheil befreit zu werden. Seine engsten Landsleute hielten 
weniger auf seine Kunst, um so mehr Weitentfernte, wie es ja immer der Fall ist.
	        
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