Volltext: Sechstes Bändchen (6. 1916)

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und Schleifsteine — abgesetzt, so wurden sie als Brennholz verkauft. Eine solche 
nur für die Talfahrt allein bestimmte Plätte kam durchschnittlich nach unserem 
jetzigen Gelde aus 500 K zu stehen und hatte sie ihren Zweck erfüllt, so mußte 
man froh sein, für sie als Holzware 200 zu erhalten. Hier sei gleich bemerkt, 
daß diese und alle folgenden Zahlenangaben einer in Bayern um 1860 angelegten 
Aufschreibung entnommen sind. Der Abgang von den Herstellungskosten mußte durch 
das Frachterträgnis hereingebracht werden, weswegen man auf diesen Schiffen 
möglichst große Ladungen unterzubringen suchte. Von Passau bis Wien fuhren 
Plätten mit über 2000 Zentner Belastung und der Frachtensatz für diese Strecke 
war ungefähr 70 h per Zentner. Die Bedienung solcher bloßer Talfrachtschiffe war 
ganz klein: Der „Nauführer" (in Bayern sagte man „Nauförg") stand am vorderen 
„Kehrruder", das Hintere Ruder führte der „Nachkehrer" und außer diesen waren 
nur mehr zwei Schiffsknechte auf der Plätten. Der im Mühlviertel häufig vor- 
kommende Familienname Kehrer bedeutete also, was hier nebenbei bemerkt sei, ur- 
sprünglich einen Schiffslenker. 
Die zweite Art der Schiffe, nämlich die, welche zur Tal- und Bergfahrt 
dienen mußten, wurden weit stärker gebaut und waren auch immer vornehmer aus- 
gerüstet. Vorne am Schiffsschnabel dieser Verkehrsplätten stand in der Regel der 
Name des Schiffsherrn und auch ein Fähnlein in den Landesfarben war da immer 
angebracht. Diese Art der Schiffe fuhren übrigens für gewöhnlich nicht einzeln, 
sondern zugsweise und ein solcher „Schiffszug" bestand: aus dem Hauptschiffe, der 
„Hohenau", welche an 23 Meter laug und bei 5 1/2 Meter breit war; bei einer 
Wassertiefe von wenigstens einen Meter konnte ein solches Schiff mit 1600 Zentner 
belastet werden, dann kam der „Nebenbeier", der bei 1400 Zentner aufnahm und 
noch folgte der „Schwemmer", welcher ungefähr 1200 Zentner trug. Auch ein 
Rettungsboot, die „Stoirplätten", gehörte zum Schiffszug. Die treibende Kraft, 
welche diese Schiffe mit ihren Lasten aufwärts brachte, waren Pferde — durch¬ 
schnittlich 30 für einen Schiffszug — für welche auch zwei Roßplätten mitgeführt 
werden mußten. 
Diese zweite Art der Schiffe kam, weil viel stärker gebaut, auch bedeutend 
höher zu stehen; eine „Hohenau" kostete bei 1300 ein „Nebenbeier" an 1100 
und ein Schwemmer bei 1000 K; dabei konnten solche Schiffe in der Regel nicht 
öfter als nur viermal hin und zurück verwendet werden und gehörten zu einem 
Schiffszuge auch Seile im beiläufigen Werte von 2000 K. 
Die Besitzer solcher Schiffe hießen für gewöhnlich Schiffsmeister; deren Wohn- 
häuser, die ja noch in verschiedenen Donauorten zu sehen sind, hatten einen hübschen 
Fensterausbau, von dem „nauwärts" und „bergwärts" Ausschau gehalten werden 
konnte; es wird erzählt, daß manche Schiffsmeister nur des Schwimmens unkundige 
Schiffsknechte halten wollten, da, wenn eine Plätte auffuhr, die schwimmkundigen 
Arbeiter dieselbe oft vorschnell schwimmend verließen und preisgaben, während die 
schwimmunkundigen mit dem Fahrzeug auch ihr Leben zu retten suchten. 
Was die alte Schiffahrt einträglich machte, war die Bergfahrt, also die Rück- 
fahrt; die Donauländer, die Gegenden um Wien und Buda-Pest, gaben Wein und 
Getreide zu billigen Preisen ab, so daß sich die mühe- und gefahrvolle Verfrachtung 
flußaufwärts noch immer auszahlte. Damit diese Schiffe durch Pferde, wie schon 
erwähnt, aufwärts gezogen werden konnten, war an einem Flußufer — bald rechts, bald 
links, wo es eben am leichtesten geschehen konnte — ein eigener Weg angelegt, der 
in verschiedenen Gegenden verschieden benannt wurde: Schiffsweg Treiberweg, Treppel- 
weg, Reitweg auch Hufschlag; vom letzteren Namen hießen im Mühlviertel in früheren
	        
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