Volltext: Sechstes Bändchen (6. 1916)

Aus alten Zeiten. 
Aus den Schriften des gewesenen Pfarrers in Ulrichsberg (von 1843-1860), 
Ludolph Zimmermann, entnehmen wir folgende Beschreibung: 
 
Merkwürdeige Kreuzsäulen aus Stein in Ulrichsberg. 
 
In der Pfarre Ulrichsberg befinden sich acht solche Säulen, davon sechs 
jenseits, zwei diesseits der Michel. Die sechs Säulen jenseits der Mühel sind in 
folgenden Ortschaften: Die erste ist in Oedenkirchen, nahe beim Kirchenwege am 
Eingange in das Dorf; sie ist gut erhalten und hat drei Nischen; die zweite ist 
weiter herab auf der Bergebene und hat die Jahreszahl 1759; die dritte und 
vierte in Stangel beim Fußwege, der neben dem Dorfe auf die Julbacherstraße 
führt. Die untere Säule hat eine Nische, auf der zweiten Seite ist nichts, auf 
der dritten Seite ist I. H. S., auf der vierten Seite befinden sich die Buchstaben 
und Ziffern V. S. K/1659, am Sockel 9. R. 1806. Die zweite Säule hat eine 
Nische und dann den Namen I. N. R. I. und M. L , das soll heißen Michl Löffler, 
der diese Säule gesetzt haben soll. Man sagt, die erste Säule sei gesetzt worden 
zum Andenken an die Toten, die dort zur Pestzeit begraben wurden. Die fünfte 
Kreuzsäule ist auf dem Wege, der nach Seitelschlag und Berdetschlag geht. Diese 
ist viereckig, hat eine Nische mit dem Bilde der heiligen Dreifaltigkeit, und die 
anderen drei Säulen sind beschrieben mit Buchstaben, in Stein gehauen und mit 
der Jahreszahl 1659. Der Kopfstein ist leider schon sehr beschädigt. Es ist die 
Sage, daß in Kopfstein die Pest regiert hat und man hat die Toten aus dem 
Dorfe herausgebracht und dort begraben, wo jetzt die Säule steht. Die sechste 
Säule ist beim Hüterhause vor Seitelschlag; sie ist achteckig, der Kopf hat eine 
tiefe Nische. Man sagt, sie sei errichtet zum Andenken an die vielen Toten, welche 
einst an der Pest starben und dort von einem Weibe verscharrt wurden; es soll 
das ganze Dorf ausgestorben sein. (Aehnliches wird auch von Lichtenberg erzählt, 
in dessen Nähe noch jetzt ein kleines Grundstück der Freithofacker heißt, wo 
auch die an Pest Gestorbenen begraben wurden, zuletzt von einem Weibsbilde, 
das allein übrig geblieben sein soll; sie soll die Toten mit einer Mistgabel dorthin 
gezogen und dann verscharrt haben.) Die siebente Kreuzsäule befindet sich beim 
Eingange in das Dorf Klaffer. Der Kopfstein hat eine tiefe Nische, ist aber ohne 
Bild. Die anderen drei Seiten sind beschrieben, auf einer Seite liest man den 
Namen „Mark" und die Buchstaben A. und V., auf einer anderen die Jahr- 
zahl 1650, auf der letzten Seite sind die Buchstaben unleserlich. Sie soll errichtet 
worden sein zur Abwendung einer Viehseuche, welche dann auch wirklich verschwand. 
Die achte Kreuzsäule ist die schönste und befindet sich bei der Langkapelle an der 
Spitze, wo die Ulrichsbergerstraße sich teilt nach Glöcklberg und Schwarzenberg. 
Sie ist rund und hat drei Nischen. An der Rückseite liest man die Zahl 1771. 
Allein auf der Lunula, die am Namen Jesu sich befindet, ist eingraviert 1652. 
Wahrscheinlich war dieser Namen Jesus mit der Lunula früher auf einer anderen 
Säule, die etwa im Jahre 1652 aufgestellt worden ist und in der Folgezeit wieder 
zugrunde gegangen ist und ist dieser noch übrig geblichene Teil auf die 1771 
neu errichtete Säule aufgesetzt worden. Ein ungeschickter Maurer hat mit einem 
Hammer auf den oberen Kranz geschlagen und sie dadurch beschädigt. Diese 
1771er Säule ließ Jakob Kanamüller von Ulrichsberg zur Danksagung für die 
Rettung seines Lebens setzen. Es wurden ihm dort die Pferde scheu, haben ihn
	        
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