Volltext: Sechstes Bändchen (6. 1916)

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Zehnereinteilung aufgebaut ist, während dem alten Maße (sowie auch dem alten 
Gelde) die Zwölfereinteilung zumeist zugrunde lag. Die Macht der Gewohnheit 
brachte es freilich mit sich, daß ältere Leute sich mit dem neuen Maße nicht mehr 
befreunden konnten; jetzt aber wird es wohl überall eingehalten und ist auch 
nicht mehr neu. Der Handel wird aber in den neuesten Zeiten noch um so 
genauer, je mehr jetzt das Hohlmaß dem Gewichte weichen muß, denn „was 's 
wiegt, das hat's" haben unsere Vorfahren gesagt, obwohl gerade sie verhältnismäßig 
wenig gewogen, sondern sehr viel nach dem Maße oder gleich gar „Überhaupts" 
oder „nach dem Gesichte" gekauft und verkauft haben. 
* 
Feld- und Dorfkapellen in Kircbberg a. d. Donau. 
(Von Michael Kaltenbrunner, Kooperator.) 
 
Ueberall, allüberall finden wir Zeugnisse, die uns künden vom frommen 
und festen Glauben unserer Vorfahren, bald sind es kleine Kapellen, ein anderesmal 
ist es eine Steinsäule, ein anderesmal wieder ein eisernes Kreuz. In der Pfarre 
Kirchberg findet man sehr viele solcher Gedächtnisstätten: die einen künden uns 
von überstandenen Schreckenszeiten, von Pest und Krieg, andere erinnern an 
bestimmte Unglücksfälle, andere an einen lieben Toten, wieder andere ließ ein 
frommes Gelübde oder der gläubige Sinn der Vorfahren entstehen. 
Verhältnismäßig sehr zahlreich sind die kleinen Kapellen; diese sind gemauert, 
drei Seiten sind vollständig geschlossen, die vierte, meist nach Osten gerichtete, 
Seite ist dagegen offen und zwar bis zum Boden; das Dach ist oft sehr spitz 
und mit Schindeln bedeckt. Das Innere dieser Kapellen ist nicht besonders groß, 
höchstens für zwei stehende Personen. Vorne ist seltener eine kleine Nische in 
halber Höhe, öfter ist die Vorderseite flach und war früher mit Bildern geschmückt 
(solche alte Bilder findet man noch in Wolkersdorf.) Heute ist dort meist eine Art 
Altartisch angebracht. Heute sind auch die meisten Kapellen innen und außen 
vollständig geweißt und als Andachtsbild ist meist eine Lourdesstatue zu finden. 
Solche Kapellen findet man in Wolkersdorf (Bauer und Eckersberger), 
Grillparz, Gattern (an der Straße nach Neuhaus), Niederreit, in Dorf, am Wege 
von Dorf nach Haiden, in Haiden, beim Kuhreithäusl, beim Steininger in 
Stieberberg, am Fußweg nach Mairhof, am Weg von Wölfling nach Grub (das 
Bild soll aus der Schloßkapelle in Grub stammen), beim Aumayr, am Exlgute 
in der Exlau und beim Meindl in Ebersdorf. Größere derartige Kapellen findet 
man in Obermühl am Weg vom Plankenbauer zum Eder, im Gumpesberg und 
im Buchetholz (hier befindet sich eine Nachbildung des Alt-Oettinger Gnadenbildes). 
Ganz kleine Kapellen findet man in Kirchberg am Wege von Kirchberg nach 
Obermühl und in Obermühl. Manche von diesen Kapellen haben gewiß ein 
Alter von mehreren hundert Jahren und sind so durch ihr Alter schon ehrwürdig. 
Auch jetzt sollen sie nicht dem Verfalle anheimfallen, sondern jeder Besitzer 
solcher Kapellen soll eine Ehre darein setzen und es sich angelegen sein lassen, 
dies sein Hausheiligtum, gleichsam seine Hauskapelle, immer in Ehren zu halten 
und auch herzuhalten.
	        
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