Volltext: Sechstes Bändchen (6. 1916)

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die diesbezüglichen Schriftstücke, welche sich noch in vielen Häusern finden werden, 
mögen ja gut verwahrt werden, bis einmal ein heimatliches Museum sür das 
obere Mühlviertel eröffnet werden kann. 
Nach der Riesenarbeit der Zehentablösung war die „Lehenallodisierung" noch 
ewe artige Nacharbeit gewesen. Das Ganze stellt sich aber dar als ein gewaltiges 
Ringen zwischen den vom Staate unterstützten Bürgern und den alt- und festgesessenen 
Grundherrschaften, sowie auch zwischen der Natural-, und Geldwirtschast. 
* 
Als Nachtrag der Abhandlung über die Zehente möge dienen das folgende 
Beispiel eines wunderlieben Verhältnisses zwischen einer Herrschaft und ihren 
Zehentholden. Im Jahre 1735 hatten sieben Zehentpflichtige einer Herrschaft zu 
Leonfelden die Inhaberin derselben „wohledle Frau Wittib Katharina Scheuchen- 
Pflugin" um Ablösung der Zehentschaft ersucht. Diese Zehentholden waren, aus 
Niederwaldkirchen: Matthias Kneidinger, „des löb. Stifts Schlögl wohlbestellter 
Verwalter", Jakob Pühringer auf dem Pühringerhof, Thomas Hartl auf dem 
Pührhof, Georg Stadler auf dem Wiesergute und Matthias Füreder auf dem 
Oedergute; aus St. Peter am Windberg: Matthias Wakolbinger auf dem Perger- 
gute, und aus Kleinzell: Johann Höllinger auf dem Seltenhofergute. Der erst- 
genannte Matthias Kneidinger war offenbar Stift Schlägl'scher Verwalter der 
Herrschaft St. Ulrich, welche das Stift Schlägel 1660 von den Schallenbergern 
erworben hatte und die durch anderweitig erkauften Grund nach Leonfelden zehent- 
pflichtig geworden sein muß. Die oben Genannten sieben Zehentholden wünschten 
nun die Ablösung ihres Zehentes und die Herrschaft ging nicht bloß darauf ein, 
sondern erließ ihnen den Zehent, wie sich die Verpflichteten ausdrücken, „aus 
sonderbahr seyenden Wohlnaignng um einen gar ring- und allzu leidlichen Wert". 
Weil aber eine Güte die andere fordert, so „haben sich hingegen die vorbenannt 
Scheuchenpflugischen Zehentholden in billicher Erkenntnuß dessen wirklichen ent- 
schlossen", daß ein jeder von ihnen bei seiner Pfarrkirche für die „Guettäterin 
und dero Erben" eine jährliche Seelenmesse stifte. Diesen Ursprung haben also 
die jetzt noch bestehenden jährlichen Stiftmessen für Katharina Scheuchenpflugin, 
und zwar zu Niederwaldkirchen fünf (alle Quatembermittwoch und am Kalharinatag) 
und je eine zu St. Peter (am Oktavtag des Katharinafestes) und zu Kleinzell 
(am Nachtag des Katharinafestes). Schon mehr als 100 Jahre vor der gesetzlichen 
Zehentaufhebung haben somit das schönste Ende aller Zehente die Scheuchen- 
pflugischen von Leonfelden gefunden. 
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* * 
Etwas von der Müllerei. 
(Von Pfarrer Johann Sigl.) 
Eines der ganz ältesten Gewerbe ist die Müllerei. Als die Bajuvaren 
(Bayern) das Mühlviertel besiedelten, hatten sie keine Ursache, Windmühlen zu 
errichten, sondern es luden die vielen Bäche zu Bachmühlen und die Donau zu 
Schiffmühlen ein. Unter den allerältesten Hausnamen einer jeden Gemeinde 
scheinen denn auch schon die verschiedenen Mühlen auf. Aus allen möglichen 
Umständen ist das Bestimmungswort in den einzelnen Mühlennamen hergenommen, 
so daß diese die größte Mannigfaltigkeit aufweisen. Einige Beispiele mögen angeführt
	        
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