Volltext: Sechstes Bändchen (6. 1916)

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Merkbüchtein eines oberösterreichischen Edelmannes. 
(Mitgeteilt vom Kaiserl. Rate Dr. Krackowizer.) 
 
Im hügeligen oberen Mühlviertel liegt im Gerichtsbezirke Neufelden, unweit 
des alten Schlosses Waxenberg, der Pfarrort St. Veit am Windberge. Hier stand, 
von einem viereckigen Wassergraben geschützt, ein festes Schloß mit einem mächtigen 
Hauptgebäude. Schon im Jahre 1393 geschichtlich erwähnt, gehörte es verschiedenen 
Herren, den Familien der Waxenberg, Schneckenreuther, Steger, Hager, Märck, 
Cronpichl und Grundemann.1) Ende des 16. Jahrhunderts saß hier der edle Frei- 
herr Siegmund Hager von Allentsteig, ein tapferer Krieger, durch seine Lebens- 
schicksale der denkwürdigste Mann seines Geschlechtes. Am 15. Februar 1547 ge- 
boren, kam er schon als Knabe von neun Jahren aus dem väterlichen Hause, trat 
in Böhmen in die Dienste des Ctibor Andrazky von Kestran und des Wenzel von 
Schwamberg, dann in Oesterreich in die Dienste der Grafen von Hardegg, in Sachsen 
in jene des Grafen Günther zu Schwarzburg. Später kämpfte er unter Herzog 
Alba in den Niederlanden gegen den Prinzen von Oranien. Er ging hierauf nach 
England, Schottland und Irland, nach Seeland und Holland. Er diente auch zur 
See und focht mit Auszeichnung unter Howard in dem Treffen bei Cadix. Darauf 
bereiste er Frankreich, Italien und die nordischen Reiche und kehrte endlich über 
Polen und Schlesien 1587 in die Heimat zurück. Um diese Zeit war er schon mit 
Julie von Althann vermählt, die er mit ihren Kindern nach seinen vieljährigen 
Reisen in Trauerkleidern wiederfand, da die Edelfrau den Gatten auf den Schlacht- 
feldern gefallen wähnte. Auch jetzt zeigte er wenig Lust, sich der Familie und der 
Verwaltung seiner Güter zu widmen. Er trat als Rittmeister in kaiserliche Kriegs- 
dienste wider den türkischen Erbfeind, wurde 1590 Hauptmann und Kommandant 
zu Kaschau in Oberungarn, wo er seine Gemahlin verlor und bestattete; vier Jahre 
später sehen wir ihn als kaiserlichen Feldhauptmann zu Ungarisch-Altenburg. Daselbst 
warb er 1595 auf eigene Kosten sechzig Knechte zu Fuß, die er zur kaiserlichen 
Armee nach Raab stellte, wurde danach Feldoberst und zuletzt oberster Feldhauptmann 
und zwar wieder zu Kaschau. 
Ermüdet von den Kriegsstrapazen zog sich Siegmund Hager nun auf sein 
Schloß St. Veit im Mühlviertel zurück, nachdem er schon vorher, im Jahre 1596, 
seine Herrschaft Allentsteig in Niederösterreich mit Ausnahme der geistlichen und 
weltlichen Lehen verkauft hatte. Er wurde im Jahre 1600 in Oberösterreich zum 
Verordneten des Ritterstandes gewählt, unterzeichnete als Anhänger der Lehre Luthers 
1608 das Bündnis zu Horn und endete zu St. Veit im April 1617 sein viel- 
bewegtes Leben. Er hatte sich in zweiter Ehe am 4. Oktober 1592 zu Wien mit 
Maria von Ech und Hungersbach und nach ihrem am 25. November 1601 er- 
folgten Tode in dritter Ehe am 6. Jänner 1604 mit Anna Susanna von Hoheneck 
vermählt. Von seinen drei Lebensgefährtinnen besaß er, gleich dem edlen Freiherrn 
Kazianer, einundzwanzig Kinder, von denen Hans Seyfried den Stamm fortsetzte. 
Seine dritte Gemahlin schenkte ihm die Söhne Wilhelm, Moritz, Viktor, Rudolf 
und Ehrnreich, die „alle lediger gestorben" und den vorhin genannten Hans Seyhfried. 
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1) Oberösterreichisches Landes-Archiv, Geschlechterakten, Band 229. - Alois Freiherr 
von Starkenfels „Oberösterreichischer Adel". — Franz Pritz, Geschichte des Landes ob 
der Enns, II. 617. — Gielge, Topographie, III. 204. — Benedikt Pillwein, Mühlkreis, II, 
392, 303. — Hoheneck, Genealogie I. 268.
	        
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