Volltext: Sechstes Bändchen (6. 1916)

1916 
Beiträge 
zur 
Landes- und Volkskunde des Mühlviertels. 
 
Kurze Mitteilungen. 
(Von Pfarrer Johann Si gl.) 
 
Schreibt Familien- und Ortschroniken 
Gar wertvolle Quellen für die Heimatskunde wären Familien- und Orts- 
chroniken, also zeitgeschichtliche Aufschreibungen über einzelne Familien und Orte. 
Möchte doch der jetzige Weltkrieg, der ja alle Orte und fast auch jede Familie irgendwie 
in Mitleidenschaft zieht, allgemein für solche Aufschreibungen in Familien und Ge- 
meinden zum Anlaß werden! 
In älteren Zeiten haben die deutschen Familien mehr über sich selbst nieder- 
geschrieben, als dies gegenwärtig geschieht. Und doch wäre die Kenntnis der Haus- 
oder Familiengeschichte so wichtig, um die Liebe zu Haus und Hof, zum väterlichen 
Boden, aber auch zu den alten, gut deutschen und gnt christlichen Sitten wach zu 
halten. Das vor Zeiten Geschehene, das Althergebrachte ist ehrwürdig und sollte 
deswegen aufgeschrieben und so auf die Nachkommen überliefert werden, damit diese 
nicht noch mehr, als es leider bei uns schon der Fall ist, der Zerfahrenheit, Grund- 
satzlosigkeit, Genuß- und Gewinnsucht anheimfallen, sondern bei den ihnen bekannten 
guten Familiensitten der Vorfahren verbleiben. 
Was hier von den Familienchroniken gesagt wird, das Gleiche gilt auch von 
den Ortschroniken, zu deren Anlegung besonders die Priester, Lehrer und Bürger- 
meister berufen wären, da diesen auch die Pfarr-, Schul- und Gemeindearchive zur 
Verfügung ständen. 
Durch die heimatkundlichen Mitteilungen in den „Mühlviertler Nachrichten" 
sollen Sinn, und Verständnis für die Abfassung von Familien- und Gemeinde- 
chroniken im Leserkreise geweckt werden, doch werden Familienchroniken nie in 
größerer Zahl angelegt werden, ohne kräftiges Mitwirken der Schule. In den letzten 
Schuljahren sollte die Jugend auf die Wichtigkeit der Familienchroniken hingewiesen, 
über die Anlage derselben Anleitung gegeben und bezügliche Probeübungen vor- 
genommen werden. Sicher würde da mancher Same auf dankbaren Boden fallen, 
und wenn auch nur eine geringere Anzahl von Haus- oder Familienchroniken an- 
gelegt und durch Eintragung der wichtigsten Familienbegebenheiten fortgeführt 
würden, wäre das schon ein großer Nutzen für die Wahrung echten deutschen 
Volkstums. 
Was den jetzigen Krieg betrifft, so würde man natürlich in Familien- und 
Ortschroniken nicht die Kriegsereignisse der Reihe nach aufzählen -— das tut ja 
ohnedies für das ganze Reich der Generalstab — sondern nur das, was die in 
betracht kommende Familie oder Gemeinde angeht. Also, wer wurde aus der Familie 
— wie viel - wurden aus der Gemeinde — zu den Fahnen gerufen und zu welchen 
Truppenteilen? Wie verhielten sich die Bewohner, was brachten sie für Opfer und 
welche besondere Aufwendungen die Gemeinde? Was fanden die Familien ärmerer
	        
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