Volltext: Viertes Bändchen (4. 1914)

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zum Gegenstand. „Nun denn , fuhr er fort, „ich wüßte einen Gedanken, der recht 
gut in deinen Kram paßte, du könntest ihn der Vereinigung mitteilen, wenn meine 
Bescheidenheit mir nicht verbäte, ihn auch nur anzudeuten, geschweige denn aus¬ 
zusprechen". Einmal neugierig gemacht, suchte ich ihn durch Bitten zur Preisgabe 
des Geheimnisses zu bewegen. Es fruchtete nichts. Erst die Drohung, daß ich 
meine Besuche einstellen wolle, löste die Rinde von seinem Herzen. Das Geheimnis 
betraf, wie schon eingangs erwähnt, das düstere Antlitz des Hochsteins. Eine flatternde 
Fahne mit einem Ruhebänkchen davor sei sein einziger Wunsch. Und daß kein 
Naturfreund sich finde, der ihm diese Zierde verschaffte, täte seinem Herzen wehe. 
Gar zu gern möchte er vor seinem Ende die Verwandten im Böhmerwalde noch 
sehen und dem protzigen Gesellen mit dem Turm (Ameisberg) da drüben zurufen: 
„Nicht so stolz getan mein Lieber. Mich flatternde die Mühlviertler auch so gern 
wie dich. Mir haben sie ein wallendes Banner anvertraut und die Fahne laß 
ich nicht trotz Wind und Wetter, bis ich in Staub zerfalle". 
 
Zur Nachschrift. Vorliegende Skizze entsprang der Absicht, für die 
Erschließung eines Gebietes mit ungeahnten Naturschönheiten zu wirken. Der Hochstein, 
die Drucker Franzl-Höhle und das Pfaffenhaus — welch letztere Höhle für mindestens 
40 Personen Platz bietet — entsprechen den Anforderunngen des verwöhntesten 
Naturfreundes. Mit bescheidenen Mitteln ließe sich da viel machen. Einmal müßte 
für eine rege Propaganda Sorge getragen, auf dem Hochstein eine Fahne oder 
dergleichen aufgestellt und die Wege zu den Höhlen orientiert werden. Wer die 
Kosten trägt, ist eine andere Frage. Gebe aber Gott, daß der Herzenswunsch des 
Verfassers im nächsten Jahre der Erfüllung entgegenreife. 
 
*   *   * 
 
Die „goldene Messe".1) 
(Von Dr. Ignaz Nößlböck.) 
 
Man behauptet, sie sei in den Niederlanden entstanden. Im 13. Jahrhundert 
wurde sie in Hildesheim eingeführt. Von der Pracht, mit der sie gefeiert wurde 
und von den übertriebenen Kräften, die man ihr zuschrieb, stammt ihr Name. 
 Bis jetzt weiß man nur, daß sie in der sogenannten Meinwoche, das ist in 
der Woche nach Michaeli, zu Ehren Mariens abgehalten wurde. 
 Das folgende Gesuch der protestantischen Geistlichkeit in Freistadt an den 
Stadtrat aus dem Jahre 1583 bringt in die Geschichte der goldenen Messe neues Licht. 
 Gottes genad genad fried durch unsern Herren und hailant Jesum Christum zuvor. 
 Edle, ehrendeste, fürsichtige, weis, günstige und gebeitende herren, nachdem 
wir unwirdige kirchendiener allhier das rorate ober gulden ampt , wie mans 
gemainiglich nennet, in die drei ganzer jahr lang haben verrichtet und aber das 
jenige, so von alters her darauf gestiftet und geordnet ist, diese zeit hero noch nie 
gefallen ist, so gelanget an EEW. unser freundliches bitten, wollet doch solche alte 
gerechtigkeit nicht lassen abkommen und verschaffen, daß einem iglichen tail sein 
geburende sachen zu verhütung zank und uneinigkeit möge gereichet werden. Solches 
 
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1) Ergänzung zu Vielhabers Aufsatz: „Die goldenen Samstage" im 2. Heft der 
Beiträge S. 21 ff.
	        
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