Volltext: Viertes Bändchen (4. 1914)

ewigen Verdammnis desselben Schuld zu haben. Er werde nicht ruhen, bis Nidhard entfernt sei, und bitte die Königin, die Ratschläge dieses "giftigen Drachen" nicht zu hören.1)
   Selbst Pötting nennt in seinem Tagebuche diesen Brief unverschämt und die Behandlung Nidhars in demselben "infam".2)  Don Juan und seine Anhänger ließen diesen Brief in zahlreichen Exemplaren am Hofe und unter das Volk verteilen. Das Land geriet in Aufregung. Don Juans Partei schwoll an. Selbst die Hofdamen spalteten sich in zwei Lager, in Nidhardistas und Austriales. Am Wiener Hofe war man aufs höchste bestürzt, indem, wie der Kaiser an Pötting schrieb, "die Königin in solcher großen Gefahr der Verlierung der Autorität stehet, inden Don Juan so atrevido (keck) ist, ein so hitzigen Brief zu schreiben, indem fast alle consejos (Ratskammern) mehr es mit Don Juan als der Königin halten, indem man per praetext (zum Vorwand) den armen Nidhard nimmt, der ohnedies das odium universale (den allgemeinen Haß) hat ob peccatum originale non nationalitatis (wegen seiner Erbschuld als Nicht-Einheimischer), und ist gar klar, daß man diesem Uebel hätte sollen in tempore (beizeiten) vorbauen."3)
   Die Königin verlangte unter dem 25. Oktober vom Staatsrate ein Gutachten über den Brief Don Juans, während Nidhard eine Abschrift desselben der Inquisition zur Zensurierung mehrer Punkte vorlegen und selber eine umfassende Antwort erscheinen ließ.
   Der Staatsrat spricht sich in seiner Begutachtung vom 29. Oktober 1668 sehr zurückhaltend und schonend über das Vorgehen des Bastardprinzen aus, "der sich von der Leidenschaft habe hinreißen lassen." Es müßte erst eine ordentliche Untersuchung geführt werden mit Vorladung und Verteidigung. Obschon ihn aber der Staatsrat nicht verurteilen will, "ist er doch erstaunt zu sehen, daß Don Juan den böswilligen Berichten hat Glauben schenken können, welche man über den Beichtvater gemacht hat, der ein so bedeutender, so glehrte und tugendhafter Mann ist und welcher alle die Eigenschaften hat, die ihn des römischen Pupurs würdig machen; abgesehen davon, Daß Ew. Majestät ihn mit den bedeutendsten Staatsämtern geehrt hat und auf ihn ihr volles Vertrauen setzt, weil er nicht allein die Grenzen seiner Befugnisse nicht überschreitet, sondern sich auch freiwillig von vielem fernhält, dessen er sich ohne Tadel annehmen könnte. Die Ungerechtigkeit, welche ihm Don Juan zufügt, überrascht uns, da er ihn trotz aller dieser seltenen Eigenschaften für seinen Gegner und für einen Feind aller seiner Pläne hält bis zu dem Grade, daß ihm dieser Irrtum, der doch die eigentliche Quelle aller anderen Irrungen ist, gleichsam zur fixen Idee geworden ist."4)
   Nidhard selber antwortete seinem Nebenbuhler in einem offenen an die Königin gerichteten Schreiben vom 25. Oktober 1668, in welchem er Punkt für Punkt der Anklage zurückwies und für all die verleumderischen Behauptungen Beweise verlangte. Er befleißgte sich in seiner Antwort der größten Mäßigung und verfuhr streng sachlich. Er führte des näheren aus, daß er mit der Hinrichtung Malladas und der Verhaftung Patinos nichts zu tun gehabt habe. Auf sein persönliches Verhältnis zur Königin übergehend, verweist er darauf hin, wie ihm diese Vertrauensstelle durch den Vsater Ihrer Majestät, Kaiser Friedrich III., zugeteilt wurde und wie er auch der Hochachtung des Königs Philipp IV. sich erfreut habe.
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1) Relation I. S.66-73.
2) Diarium II. S.16 bei Pribram und Pragenau I. S.426.
3) Schreiben vom 6.Dezember 1668.
4) Relation I. S.84 und 85.
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