— 17 —
Niederlage gegen die unter General Schömberg kämpfenden Portugiesen das Kom-
mando niedergelegt und sich auf sein Großpriorat in Consuegra zurückgezogen. Die
Klagen, die über seme Kriegsführung laut geworden waren, hatten ihn tief gekränkt.
Aber wiederholt erschien er in Madrid zum Verdrusse der Königin und ihres
Kreises. Es war ein offenes Geheimnis, daß sie ihn nicht liebe. Wann hat eine
Gattin den Bastard des Gemahls mit Liebe in ihr Herz geschlossen? "Sein per¬
sönliches Verhalten gab überhaupt viel zu reden; zu allgemeinem Aerqernis erschien
er auf den großen Versammlungsplätzen des Hofes und der Stadt in Begleitung
verheirateter Damen in stolzem Aufzuge. Er galt für habsüchtig und ausschweifend.
Alles das aber hinderte nicht, daß er Anhänger in Menge gefunden hatte, als er
sich dem Pater Nidhard offen zu widersetzen unternahm."1)
Aber nicht von vornherein stellte sich Don Juan zu Nidhard feindselig.
Zunächst suchte er mit den hervorragendsten Männern Madrids Verbindungen an-
zuknüpfen und sich mit Pötting, Lisola, Nidhard und der Braut des Kaisers auf
guten Fuß Zu stellen. Er machte sich Hoffnung, eine österreichische Erzherzogin heiraten
zu können und Tirol als Lehen zu erhalten. Später erhoffte er für sich die polnische
Königskrone und so hatte er den Kopf immer voll hochfliegender Pläne. Was
Wunder, daß man ihn auch in starkem Verdachte hatte, er wolle, wenn ihn die
Umstände begünstigen, seine Hand nach der Krone Spaniens selber ausstrecken.
Am 24. Juni 1665 erteilte der Kaiser Pötting den Auftrag, fortgesetzt auf des
Don Juan "machinationes" (Umtriebe) wohl Acht zu haben, denn er (der Kaiser)
besorge von dieser Seite viele Uebel.
ihn Abweisung vom Sterbebette des Vaters und das königliche Testament
hatten Don Juan mit dem größten Unmute erfüllt. Er hatte sich erwartet, es
würde ihm ein maßgebender Einfluß auf die Staatsgeschäfte oder ein sonstiges hohes
Amt zufallen, Umsonst. Wohin er. wie er mit seinem Anhange glaubte, Don rechts-
wegen gehört hätte, dort stand jetzt der fremde Jesuit. Daher seine Eifersucht, die
zu loderndem Haß emporwuchs.
Pötting, der früher wiederholt vor Don Juan gewarnt hatte, ließ sich von
diesem bald ganz umgarnen und war dabei der Meinung, ein besonderes Geschick
in der Behandlung dieses unruhigen Menschen zu haben. Am 16. Oktober 1666
erstattete er eine Relation worin er sagte, daß alle, die sich durch Nidhard zurück-
gesetzt glauben, sich Don Juan zuwenden; dieser zeige sich sehr gut gegen den Kaiser
gesinnt, daher solle ihn der Kaiser auszeichnen und ganz gewinnen. Don Juan
wünschte durch Pötting wiederholt, daß ihm die Kaiserin (die Tochter Philipps IV.)
die Titulatur eines Bruders oder wenigstens eines Verwandten des Königshauses
gebe.2) Der Kaiser antwortete, man werde ausweichend in einem Schreiben an
Don Juan sich des lateinischen Kanzleistiles bedienen. „Ich kann ihm nit helfen,
warum ist er ein Bastard." bemerkte er.3) Daraufhin entschloß man sich am
Wiener Hofe, daß ihn die Kaiserin „consanguineum“ (Blutsverwandten) „consanguneum“
denn, schrieb Leopold, "mit der Bruderschaft hat es andere Absätz und wollte ich
mit gern introducierten (es einführen), daß man solche Junker vor Brüder erkennen solle."
An einer anderen Stelle desselben Briefes schreibt der Kaiser: "Was den
Don Juan anbelangt, aestimir ich sehr seinen Eifer zue meinen Diensten, aber doch
caute cum illo procedendum (ist mit ihm vorsichtig zu verfahren), und will ich
-------
1) Ranke a.a. O. S. 503.
2) Schreiben Pöttings vom 18. November 1666 und 6. März 1667
3) Schreiben vom 31. März 1667.