Volltext: Viertes Bändchen (4. 1914)

— 111 — 
Bitt' dich, Mutter, Hunger hab' ich; 
Warte, warte, liebes Kind, bis das Brot gekühlet ist; 
Und als das Brot gekühlet war, — 
Lag das tote Kind schon auf der Bahr! 
 
Vielleicht finden sich im Volke auch noch andere Lieder über die Hungerzeit. 
 
*   *   * 
 
Kurze Bemerkungen. 
(Von Pfarrer Johann Sigl.) 
 
Namen und Zugehörigkeit des oberen Mühlviertels in alten Zeiten. 
 
Der älteste Name des oberen Mühlviertels ist Nordwald oder auch Nordgau. 
Im Jahre 1010 übergab Kaiser Heinrich II. das Waldgebiet zwischen Ilz und 
der Rotel der Benediktinerinnen-Abtei Niedernburg in Passau, wodurch dieses Gebiet 
den Namen Abteiland erhielt. Doch kommt für dasselbe schon zu Beginn des 
13. Jahrhunderts auch der Name Ilzgau vor (von dem bei Passau in die Donau 
mündenden Flüßchen Ilz). 
Vom Kloster Niedernburg war das kaiserliche Geschenk übergegangen an die 
Bischöfe Passaus, welche aber dadurch nur die Besitzer, aber noch keineswegs die 
Grafen oder Beherrscher dieses Landesteiles wurden, sondern über dasselbe führte 
noch immer ein königlicher Gaugraf die Herrschaft, welche den Bischöfen Passaus 
nur über diese Stadt selbst zukam. Auf dem Hoftage zu Nürnberg aber, im Jahre 1217, 
verlieh Kaiser Friedrich II. den Passauer Bischöfen auch die Gaugrafschaft über den 
Ilzgau und dieser (jetzt nur mehr das Gebiet zwischen Ilz und der großen Mühel) 
gehörte jetzt auch der Herrschaft nach als untertäniges Gebiet zum Hochstifte Passau, 
das in demselben zwei Landgerichte errichtete, nämlich das der Abtei, zwischen Ilz 
und der Rana, und das Landgericht Velden (= Neufelden) zwischen Rana und der 
großen Mühel; dieser Fluß bildete in alten Zeiten auch die Grenze zwischen Oester- 
reich und Bayern. An der großen Mühel begann im 15. Jahrhundert das schmale 
aber fast bis zur Donau herausreichende Landgericht Haslach und an dieses schloß 
sich an das Landgericht Wachsenberg, das sich weit über Linz hinaus erstreckte. Der 
kirchlichen Einteilung nach gehörte ganz Oberösterreich (bis 1785) zur Diözese Passau, 
also zum Hochstift; das alte Dekanat Passau reichte bis zur kleinen Mühel, an deren 
linken Ufer das Dekanat Gallneukirchen begann. Die ältesten Pfarren im oberen 
Mühlviertel waren: Pfarrkirchen, Altenfelden, (Nieder-) Waldkirchen, Feldkirchen 
Waldkirchen, Grammastetten. 
 
Die Pfaffenorte. 
Die Orte, welche einen mit „Pfaff" zusammengesetzten Namen tragen, wurden 
alle vor dem 16. Jahrhundert gegründet, zu einer Zeit nämlich, in der das Wort 
Pfaff noch eine ehrende, würdevolle Bedeutung hatte. Mit diesem uralten Worte, 
welches aus der griechischen Sprache stammt und so viel als „Vater" bedeutet, bezeichnete 
man in Deutschland von den ältesten christlichen Zeiten an den Priester und zwar 
hauptsächlich den in der Seelsorge wirkenden Weltpriester, daher sich in alten 
Schriften die Gegenüberstellung findet: „Pfaff und Munich" (= Mönch), wofür 
wir jetzt sagen Welt- und Ordenspriester. Mit dem Auftreten des Luthertums (von 
1517 an), welches mit einer entsetzlichen Beschimpfung alles Katholischen begann,
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.