Volltext: Viertes Bändchen (4. 1914)

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desselben bis in das 14. Jahrhundert sind unbekannt. Im Jahre 1337 verpfändete 
selbes Hans von Cappel an Dietrich von Harrach auf alljährige Wiederlösung. 
1402 wurde es samt der Herrschaft ein Passauisches Lehen. 1485 besaßen es die 
Starhemberger, später die Harracher und dann die Jörger. Da diese Familie 
ihre Besitzungen in den Empörungen verlor, schenkte Kaiser Ferdinand II. einen Teil 
davon an die Grafen von Harrach, welche nun ihre Ansprüche auf ganz Pürnstein 
geltend zu machen versuchten; indessen tat dies auch Passau und so geschah es, daß 
dieses Hochstift 1627 die Herrschaft Pürnstein und Liebenstein und den Edelsitz 
Blumau kaufte. Vom Kaufschilling wurden die Jörgerschen Gläubiger befriedigt. 
Im Jahre 1660 wurde Pürnstein nebst Liebenstein an den passauischen geheimen 
Sekretär Johann Winklhofer und 1681 Pürnstein allein vom Bischof Sebastian 
an den geistl. Ratskanzler Maximus Steiner, dann 1686 an den Hofkammerrat, 
Hofzahl- und Hofpfennigmeister Ruprecht Garvogel verpfändet. 1774 baute Kardinal 
von Firmian zu dem alten Gebäude ein neues von 5 Zimmern hinzu. Man zog 
damals aus einem Dachbalken einen mit Blut bespritzten, im Holze noch unverletzten 
Pfeil heraus. (Pillw. Gesch. 1. T., 2. Abt., 280.) Durch den Friedensschluß zu 
Luneville wurde das geistl. Fürstentum Passau säkularisiert. Doch vor dem Reichs- 
deputationsschlusse (25. Februar 1803), nämlich nach dem 1. Beschlusse am 
25. November 1802 und einer Konvention zwischen dem Wienerhof und Frankreich, 
kamen alle passauischen Cameral-Herrschaften in Oesterreich an diesen Kaiserhof. 
Im Jahre 1825 wurde Pürnstein von der kaiserlichen Hofkammer zum Ver- 
kaufe ausgeschrieben und in der darauf erfolgten Versteigerung erstand es der jetzige 
(1840) Besitzer Johann Freiherr von Barthenstein. 
In der Schloßkapelle befindet sich der heilige Antonius in sehr schöner Bild- 
hauerarbeit. 
 
*   *   * 
 
Die Hungerjahre 1816 und 1817. 
(Von Pfarrer Johann Sigl.) 
 
Die seinerzeitige Anregung, den heimatskundlichen „Beiträgen" Berichte über 
die Franzosenkriege zukommen zu lassen, hat immerhin Erfolg gehabt; aus verschiedenen 
Orten wurde über diesen Gegenstand manch Interessantes berichtet und dadurch 
der Vergessenheit entrissen. Weitere diesbezügliche Einsendungen sind jederzeit erwünscht. 
Für heute aber möchte der Schreiber dieses einladen, über die „Hungerjahre" 
1816 und 1817, welche durch sehr schlechte Ernten verursacht worden, zu berichten. 
Ueber diese zwei schweren Jahre, welche unsere Vorfahren mitgemacht, findet sich 
vielleicht hie und da etwas aufgeschrieben, wenigstens weiß das Volk hierüber noch 
vieles zu erzählen; es leben ja noch manche, deren eigene Eltern die Hungerjahre 
übertragen und über dieselben sicher oft erzählt haben. Möge man doch darüber 
fleißig berichten oder berichten lassen; diese Erinnerung sind wir ja unseren viel- 
geprüften Vorfahren schuldig und wir nützen durch dieselbe uns und den Nachkommen. 
Jetzt sei gleich den „Beiträgen" erzählt, was der Einsender dieser Zeilen 
über den berührten Gegenstand in Erfahrung gebracht. Infolge schlechter Frühjahrs- 
witterung waren die Ernten der Jahre 1816 und 1817 sehr minder, so daß 
große Teuerung herrschte. Dem Berichtenden ist einmal zu Gesicht gekommen die 
Nummer 99 vom 9. Dezember 1816 der „kaiserlich königlich privilegierten Linzer
	        
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