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der Bauer und Mutter und Kind blieben im Dienste. Nun bekam sie ihren
Lebensmut wieder und dankbar, daß sich wieder alles so gewendet, beschloß sie
eine Wallfahrt zu machen. Sie machte sich auf den Weg und kam jahrelang nicht
mehr zuruck. Das Knäblein blieb beim Bauer, wuchs heran zu einem munteren
Knaben. Und eines Tages kam die Mutter und holte ihr Kind ab in die Stadt.
Die Mutter war schon verheiratet. Ein reicher Stadtherr hatte sie gesehen und
ward von ihrer Schönheit so gefangen, daß er die ländliche Schöne kurzer Hand
zu seinem Weibe machte. Er soll ein Graf gewesen sein und Witwer. Ein Jahr
verging um das andere und es und deren dreißig und die Geschichte es
vergessen.
Um diese Zeit hatte unser Bauer mit dem Pfleger Sengl von Peilstein,
welcher eben das Schloß in Peilstein erbaute, einen Streit, es handelte sich um
eine Summe Geldes. Simon mußte einen Advokaten nehmen, den Doktor Peter¬
mandl in Linz, und machte die damals beschwerliche Reise nach Linz zu Fuß.
Der Prozeß zog sich in die Länge, denn die Advokaten waren damals schon wie
heute. Man riet ihm nun, er solle sich an den Kreishauptmann wenden und diesen
um Vermittlung bitten und kurz entschlossen, machte sich Simon auf die Suche
zum Gebäude des Kreishauptmannes; als er dessen Kanzlei betrat, empfing ihn ein
hoher, stattlicher Herr und klopfenden Herzens erzählte er ihm den Streit mit dem
Pfleger. Er sei ein Bauer aus Hochkraml bei Julbach; der Kreishauptmanu hörte
ihm wohlwollend zu und auf einmal wurden seine Augen naß, konnte sich der
Rührung nicht mehr erwehren, fiel ihm um den Hals und nannte ihn seinen Vater
denn dieser mächtige Mann war niemand anderer als der einstige Knabe dem der
Bauer um Gottes Lohn sein Haus geöffnet und Vaterstelle an ihm vertreten hatte.
Nun gings an ein Fragen und Erzählen und er mußte ihm den Streit mit
dem Pfleger haarklein berichten. Beim Abschiede klopfte ihn der Kreishauptmann
die Schulter indem er sagte, er soll getrost nach Hause gehen, er werde sein
Geld bei Heller und Pfennig bekommen. Als er auf dem Heimwege beim Schlosse
in Peilstein vorbei wollte, da holte ihn ein Diener in die Kanzlei und der Pfleger
schüttete ihm das Geld in den Hut.
In der Folgezeit kam Simon noch etliche Mal nach Linz und konnte bei
dieser Gelegenheit das erste Dampfschiff bewundern, das in Linz ankam, das viele
für ein Teufelswerk hielten. Auch der Kreishauptmanu besuchte einmal Hochkraml,
die Stätte seiner Kindheit.
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Unsere Bergwiesen und Almen.
(Von Johannes Winkler und Franz Poferl.)
Bergwiesen auf der alten Linzer-Reichsstraße in das obere Mühlviertel reist, sieht
schon von der Gegend bei Windhag unterhalb Neufelden auf einem Vorberge des
österreichischen Blöckensteins jenen fast quadratischen Wiesenfleck, der unter dem
Namen Bleicherfleck (Bloacherfleck) bekannt ist und seinen Namen von seinem früheren
Besitzer Bleicher aus Schwarzenberg hat. Dieser Wiesenfleck ist nebst dem weiter
östlich an der schwarzen Wand des Böhmerwaldes sich auftürmenden Stingelfelsen
und dem Würfel des Bärnstein bei Aigen das Wahrzeichen des Böhmerwaldes.
Der Bleicherfleck gilt allgemein als Gradmesser der Schneeschmelze im Walde. So
lange ihn lange weiße Schneedecke gleichmäßig zudeckt, und das dauert bis in den
April hinein, so lange bleibt auch der Wasserstand des Klafferbaches und mit ihm