Volltext: Zweites Bändchen. (2. 1913)

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Diese paar Beispiele beweisen wohl zur Genüge, daß das Hofkirchner und 
das Pammesbergersche Spiel ein und dasselbe sind. Auch der Aufbau und die 
Gliederung sowie die Namen der handelnden Personen sind die gleichen. Der 
Schluß ist etwas abweichend. Während nämlich im Armingerschen Oratorium 
eine Reihe von Liedern (Terzett, Soli und Chor) das Ganze beschließt, endet das 
Weihnachtsspiel von Hofkirchen, wo man natürlich nur wenige musikalische Kräfte 
zur Verfügung hatte, mit dem rührenden Liede: 
„Riefst du uns heute zur Krippe dahier, 
Ruf uns auch einst in den Himmel zu dir. 
Wir beten, Christkindlein, frommgläubig dich an; 
Rette uns alle von Sünde und Tod, 
Du bist Pammesbergersche der Heiland, barmherziger Gott!" 
 
Dieses Weihnachtsspiel wurde in Hofkirchen zum ersten Male 1864 von dem im 
vorhergehenden Jahre begründeten katholischen Gesellenverein aufgeführt, ebenso 1871. 
Gewiß gab es dabei keine weiblichen Darstellerinnen, da ja das durch die Statuten des 
Gesellenvereines ausgeschlossen war. Die Rollen der Engel und die stumme Rolle 
Mariens wurden einfach von Jünglingen gespielt. Anfangs der Siebziger-Jahre 
des vorigen Jahrhunderts aber wandelte sich der katholische Gesellenverein zu Hof- 
kirchen in einen „Josefiverein" um. Und nun konnten neben den Gesellen auch 
Meister, Bauernsöhne, Knechte und selbst weibliche Darstellerinnen mittun. So, 
in dieser Besetzung, wurde das Stück bereits 1873 in Hofkirchen (und im selben 
Jahre zweimal auch im Weißschen Gasthause zu Pfarrkirchen) und dann 1879 
wieder in Hofkirchen aufgeführt. Gewöhnlich wurde am letzten Adventsonntage die 
Generalprobe als Kindervorstellung gegeben, am Stephanitag spielte man es 
gewöhnlich zweimal, am Neujahrstag einmal, am Feste der heiligen drei Könige 
und zu Lichtmeß wieder zweimal. 
Der Josefiverein zu Hofkirchen ist seit etwa 1881 eingegangen und damit ist 
das Stück aus Hofkirchen und Umgebung leider verschwunden. Nur schwache 
Erinnerungen daran sind geblieben, die aber vollständig genügen, um überzeugend 
zu beweisen, daß wir es mit einem künstlichen, nicht aber mit einem volkstümlichen 
Weihnachtsspiel zu tun haben. Volkstümlich daran waren nur jene „Extempores", 
die sich, wie überall, so auch in Hofkirchen nach dem Berichte von Brosch einzelne 
Darsteller, erlauben mochten. 
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Aus der mündlichen Ueberlieferung von Hofkirchen über 
die Franzosenzeit. 
(Von Johann Hackl in Hofkirchen i. M.) 
Im Herbste des Jahres 1809 kam eine Abteilung französisches Militär zu 
Pferde gegen Abend in Eck, Ortschaft Wiesen, Gemeinde Marsbach, an, um daselbst 
zu übernachten. Der sechszehnjährige Johann Kraml, Sohn des Besitzers des. 
Hauses Nr. 7, der Großvater des jetzigen Besitzers Leopold Weinbauer, fürchtete 
sich und flüchtete auf den Dachboden. Mehrmals rief der Vater nach ihm und 
erst, nachdem sich der Jüngling durch Herabschauen vom Dachfenster überzeugt hatte, 
daß keine Gewalttätigkeiten vorkamen, verließ er sein Versteck und half bei der 
Unterbringung von Soldaten und Pferden mit. Ein fettes Schwein wurde aus 
dem Stalle geholt und geschlachtet, die Bäuerin stellte einige Körbe schmackhafter
	        
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