Volltext: Zweites Bändchen. (2. 1913)

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Der Strohdecker, der in Niederkappel desertierte und daselbst verblieb. pflegte 
in seiner aufschneiderischen Weise zu erzählen, daß in seiner Heimat pflegte Bienen so 
groß seien wie bei uns die Schwalben und daß es dort ein ganzes Jahr und darüber 
nicht regne, wohl aber führe der Nebel so viel Wasser mit sich, so dieses bei den 
Hosensäcken herausrinne. 
Die Schußlöcher auf dem Turme von Altenhof dürften höchst wahrscheinlich wie 
die auf dem zu Niederkappel aus der Franzosenzeit herrühren. Dafür spricht, daß die 
Löcher ziemlich groß waren, also dem damaligen Kaliber entsprechen, daß niemand 
weiß, wer von unseren Leuten sie verursacht habe und daß der Helmbaum dürften dem- 
selben Stadium des Verfaulens war wie der zu Niederkappel. Die Kugeln hatten 
östlich an der unteren Seite eingeschlagen und waren an der entgegengesetzten oberen 
Seite hinausgedrungen. Die Folge war das Einsickern des Regenwassers und das 
Verfaulen des Helmbaumes. Deshalb wurde 1880 unter dem Grafen Otto Salburg 
das schwere Turmkreuz mitsamt dem Turmknopf heruntergenommen und der hervor¬ 
stehende Teil des Helmbaumes abgesägt. Die Spitze wurde mit einem leichten, kurzen 
Blitzableiter versehen. Bei der Herabnahme des Kreuzes wäre beinahe ein Brand 
ausgebrochcn, der für Schloß und Kirche hätte sehr gefährlich werden können. Ein 
Taglöhner mußte nämlich bei dem auf dem Gerüste befindlichen Lötofen während 
der Mittagspause Wache halten. Da fielen wegen der Nachlässigkeit des Wächters 
einige glühende Kohlenstücke vom Ofen auf die Hofseite des Schloßdaches, das sogleich 
lichterloh zu brennen anfing. Der glücklicherweise gerade auf dem Dachboden anwesende 
Schloßzimmermann Leopold Hölzl sen. (+ 7. März 1903) bemerkte alsbald das 
Feuer und schlug mit einer großen Hacke den brennenden Teil des Daches heraus 
und in den Hof hinunter, wodurch der Brand lokalisiert war. Heuer, also 
beinahe 32 Jahren, ließ der gegenwärtige Besitzer, Graf Theodor Salburg, 
noch am Turme befindliche Stück des alten Helmbaumes herausnehmen, diesen durch 
einen neuen ersetzen, Turmkreuz und Knopf vergolden und am 8. Juni 
an ihre Stelle bringen, nachdem vorher die Schußlöcher des durch verschlossen 
worden waren. 
Als die Franzosen in Lembach einmarschierten, wunderten sich die dortigen 
Bewohner sehr über das sonderbare Aussehen der Truppen. Sie hielten alle für 
bucklig. Die Feinde trugen nämlich den Tornister unter dem Mantel und sahen 
daher höckerig aus. Sie verlangten einen Führer auf der Straße von Lembach 
nach Neufelden, aber niemand wollte sich dazu hergeben. Da forderten sie einen 
Knaben, das Söhnlein des Hausbesitzers Heinzl in Lembach, dazu auf. Auch dieser 
weigerte sich. Da machten aber die Franzosen kurzen Prozeß, hoben den Knaben 
auf den Nacken eines Soldaten und der kleine Reiter mußte ihnen den Weg zeigen. In 
Neufelden angekommen, fragten sie den Knaben, ob er sich getraue, allein den Weg 
zurückzufinden, was dieser bejahte. Sie beschenkten und entließen ihn. 
* * 
* 
„Sympathiestücke". 
(Von Alois Oeller in Peilstein.) 
Unter dem Namen „Sympathiestücke" versteht unser Oeller alles Geheimnis- 
volle, Rätselhafte, das es sich auf natürliche Weise nicht zu erklären vermag. Dazu 
gehört die Kunst mit einer Haselnußrute Wasser zu finden, ebenso die, mittelst 
eines Haselstauden- oder Obstbaumzweiges oder einer Taschenuhr Verborgenes 
z. B. einen mit Moos überwachsenen „Mar(k)stein" ans Tageslicht zu bringen, ebenso
	        
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