Volltext: Zweites Bändchen. (2. 1913)

— 44 — 
Und richtig, die zwei, der Herr und Petrus, kamen noch einmal in diese 
Gegend zu denselben zwei Häusern. Diesmal blieben sie in dem, aus dem man sie 
das erste Mal fortgewiesen hatte. Es wurde ihnen da alle Ehre angetan. Und wieder 
gestattete der Heiland drei Wünsche wie früher bei den armen, so jetzt bei den reichen 
Leuten, die ihn einst so unbarmherzig abgewiesen hatten. Das fiel aber nicht so 
gut aus. Denn Mann und Weib stritten sich schon über die Reihenfolge des Wünschens. 
Endlich erhielt die Bäuerin das erste Wort und wünschte sich, den Flachs so fein 
hecheln zu können wie das allerfeinste Haar. Den Mann verdroß es, daß das Weib 
zuerst seinen Wunsch vorgebracht hatte, und er wünschte voller Erbitterung: „Weilst 
netta du z'erst wünschen muaßt, so wünsch i der, daß d’ Hechel in Arsch hiatst." 
Beim Arsch aber hat die Bäuerin die Hechel nicht brauchen können und so war 
der dritte Wunsch, daß ihr sie der Herrgott von dort wieder wegnehmen möge. 
Und so sind alle drei Wünsche umsonst gewesen. 
* * 
* 
Mündliche Ueberlieferungen über die Franzosenzeit aus 
Altenthof und Umgebung. 
(Von Johann Ratzesberger in Altenhof.) 
Bei einer der vielen Einquartierungen zur Franzosenzeit wurde das frühere 
Zimmermannshaus in Altenhof Nr. 3 (jetzt Bäckerhaus) einigen französischen Unter¬ 
offizieren zugewiesen. Besitzerin desselben war die Großmutter des vor einigen 
Jahren gestorbenen Zimmermeisters Anton Bauer. Dieser pflegte nachfolgendes Ge- 
schichtchen öfters zu erzählen. Die eben erwähnten Unteroffiziere gingen Abends ins 
Gasthaus. Die Zimmermeisterin, die ihnen einen Mehlschmarrn zum Abendessen 
bereitet hatte, stellte diesen, als sie nicht so bald heimkamen, zum Aufwärmen in 
die Bratröhre. Da sie unversehens das Bratröhrentürl ein wenig offen gelassen 
hatte, so machte sich eine Menge ungebetener Gäste, die sogenannten Küchenschaben 
oder Schwaben, über den lecker zubereiteten Schmarrn. Als nun die Franzosen nach 
Hause gekommen waren und die schwarze Gesellschaft darin sahen, riefen sie voller 
Freude: „Hauskrebsen, Hauskrebsen." Sie schlugen die Tierchen, die entrinnen wollten, 
in die Speise hinein und verrührten sie unter dieselbe. Das Gericht schmeckte ihnen 
vortrefflich und sie schafften sich für den nächsten Tag wieder Schmarrn mit Haus¬ 
krebsen an. (In einer Gegend Frankreichs sollen ähnliche Tierchen, wahrscheinlich 
die sogenannten Garneelen, die aber kleine Meereskrebse sind, als Leckerbissen gelten.) 
Die Franzosen scheinen sich, wie es in Kriegszeiten übrigens vielfach vorkommt, 
nicht viel um Mein und Dein gekümmert zu haben. So nahmen sie in der Aumühle 
bei Karlsbach gewaltsam ein Pferd weg, das sofort seinen Reiter tragen mußte, 
diesen aber nach einigen hundert Schritten mit solcher Wucht abwarf, daß es die 
Feinde wieder laufen ließen. Darauf kehrte das Pferd von selbst in seinen Stall 
zurück. Der Bauer Lehner aus Albernberg ging nach Karlsbach, um sich den Durch- 
zug der Franzosen anzusehen. An seinen Niederschuhen hatte er große silberne Schnallen. 
Als ihn einige Feinde beim sogenannten Schneebergerstadel (Wirtsstadel) erblickten, 
stürzten sie auf ihn los und schnitten die Schnallen von seinen Schuhen. Voll 
Schrecken über diesen Raub lief er nach Hause und fand dieses zu seinem Entsetzen 
ganz mit Franzosen voll.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.