Volltext: Zweites Bändchen. (2. 1913)

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Bemerkung: „das stimmt für das Jahr 1805" richtig war. Herr Franz Weismann, 
Gemeindearzt i. P. in Hofkirchen i. M., hatte nämlich die Liebenswürdigkeit, mir 
folgende vier Strophen einzusenden: 
1. 3. 
Just ám Leäharditag Dort drunt'n am Oeck 
Hand's kema kema Da ha i mei böst's Sacharl vastöckt, 
Hat Koana koan Schuah und koan Strumpf, Affeha hat's a so vül göbn, 
„Mach af" und „Gib her" is hiazt Trumpf. Daß ma hiat ma Doana schwölln mögn. 
2. 4. 
Hiazt hoaßt's zan Schuahhergöb'n Hiazt is's af oamal gar 
Oda du kimmst ums Löb'n; Mit der Bagaschö-War, 
Mit'n Reidan was nu nöt ausgwön Hiazt ka ma wieda ei wieda aus, 
Waun's nöt so vül Fuaßvolk hiat göbn. Hiazt ha i wieda an Fried ön mein Haus. 
 
Herr Weismann bemerkt, dieses Lied beziehe sich auf den Einzug der Fran¬ 
zosen in Hofkirchen i. M. und er erinnert sich, wie es der alte Michl z'Leithen 
(Michael Bumberger, geboren im März 1815, gestorben am 4. Dezember 1902 im 
87. Lebensjahre), wenn er bei guter Laune war, im Gasthause öfters gesungen habe. 
Was den geschichtlichen Rahmen zum vorliegenden Volksliede anbelangt, so sei 
erinnert, daß die Invasion der Franzosen in Hofkirchen am 6. November 1805 
stattfand. Zwei Tage zuvor war Napoleon, der bekanntlich selbst den Oberbefehl 
über seine Truppen in Deutschland und Oesterreich übernommen hatte, in Linz 
eingetroffen. Am 9. reiste er von Linz ab, am 13. hielten die Franzosen ihren 
Einzug in Wien und rückten dann vorwärts nach Mähren, wo es am 2. Dezember 
zur Entscheidungsschlacht von Austerlitz kam. 
Haßleder schreibt in seiner Geschichte Neufeldens, dieser Markt sei im No¬ 
vember 1805 von feindlichen französischen Truppen, nämlich von Teilen des Du- 
pont'schen Korps und der gallo-batavischen Armee besetzt worden. Ich vermute, daß 
es die nämlichen Truppen waren, die zuvor Hofkirchen ihren Besuch abgestattet 
hatten und von unserem Dichter in seiner Art besungen wurden. 
Die vorliegenden vier Strophen sind von plastischer Anschaulichkeit. Wir 
sehen die Truppen in sehr defektem Zustande — weite Märsche waren ja voran¬ 
gegangen — im Markte ankommen. Nun gilt auf kurze Zeit der Wille des Feindes, 
der ziemlich bündig zum Ausdruck gebracht wird. 
In zwei Strophen zieht die Fußbekleidung das Augenmerk unseres Poeten 
auf sich. Sollte diese Aufmerksamkeit ein Fingerzeig auf Stand und Beruf desselben 
sein? Hat vielleicht wieder einmal ein Meister Knieriem zur Leier gegriffen? Wenn 
dem so wäre, recht so! Die edle Schuhmacherzunft hat ja auch der deutschen Dichtkunst 
einen Hans Sachs gegeben und sicherlich noch manch anderen, der mehr im Stillen 
und nur von wenigen bewundert dem süßen Drange nachgab, Verse zu machen 
und Lokalereignisse zu besingen. 
Doch sei dem, wie ihm wolle, ein Mann der Klugheit und Vorsicht ist er 
jedenfalls, wie die dritte Strophe beweist, gewesen. Rechtzeitig hatte er seine Wert¬ 
sachen in Sicherheit gebracht. Die Uebertreibung bezüglich der Aufpasser ist wohl 
eine kleine Bosheit gegen eigene Landsleute, denen er nicht recht trauen durfte. Die 
hyperbolische Redensart vom Anschwellen der Donau ist bodenständig und verrät 
von vornherein eine Donaugegend als Ursprungsort des Gedichtes. 
Die letzte Strophe weist noch ein kräftiges Schimpfwort über den über¬ 
raschend schnell abgezogenen Feind auf und gibt dann der Freude über den wieder
	        
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