Volltext: Zweites Bändchen. (2. 1913)

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verkaufte das Haus und erwarb sich ein Häusel. Doch kam er auch da auf keinen 
grünen Zweig. Die Buben ergriffen, als sie herangewachsen waren, die Partei der 
Mutter, der Vater wurde des Wirtschaftens entsetzt, mußte sich zur Arbeit bequemen 
und ist vor zwei Jahren in sehr dürftigen Umständen gestorben. Der jetzige Besitzer 
bringt das Haus wieder in einen blühenden Zustand. Als im Jahre 1909 bei einem 
starken Wetter eine Mauer durch Unterwaschung einstürzte, meinte die Bäuerin: 
Gottlob, wegen der Mauer liegt nicht viel dran, weils nur nicht eingeschlagen hat!" 
Am nächsten Tag (4. Juni), aber kam wieder ein starkes Gewitter, nun schlug der 
Blitz neben dem Rauchfang in das Dach ein und das Haus brannte ab. Es ist seitdem 
sehr schön neu ausgebaut mit einem Asbestdach. Die Eigentümer sind sehr fleißig 
und sparsam, sie haben Vorrat an Allem. 
 
3. 
Ein paar Worte über unser eigenes Haus als Ergänzung zu S. 82 des 
1. Bändchens dieser „Beiträge". Die Felder des Nußbaumergutes waren rings mit 
großen Steinmauern umgeben, die hernach zu den Mauern und zur Kanalisierung 
der Zargbleiche verwendet wurden. Die Grundstücke waren so verwildert, daß man 
vor lauter Gestrüpp kaum die Zwettlmühle sehen konnte. Vor 50 Jahren nährte 
der Besitzer mit Mühe 14 Rinder, die noch obendrein im Sommer auf die Weide 
getrieben wurden. Das ist heutzutage anders, durch Steinausgraben und Draina¬ 
gieren sind die Aeckcr und Wiesen bedeutend verbessert, es könnten 30 Stuck 
Vieh gehalten werden, auch stehen mehrere landwirtschaftliche Maschinen im 
Betriebe. In der Nähe des Gebäudes sind noch Spuren einer einstigen Hausmühle 
zu bemerken, die aber, als einst ein Nußbaumersohn eine Zwettlmüllertochter heiratete, 
aufgelassen wurde. Heute klappert wieder lustig eine für den Hausbedarf eingerichtete 
Mühle mit einem Gang. Nicht verschweigen will ich, daß das Haus viel von Ein- 
bruchsdiebstählen heimgesucht war. In dreizehn Jahren wurde fünfmal eingebrochen 
sogar mit Roß und Wagen kamen einmal die Diebe, zwei von ihnen standen bei 
der kleinen Eingangstüre Wache, um zu verhindern, daß jemand von den Bewohnern 
das Haus verlasse. Der Schrecken, den die Mutter meines Mannes empfand, als 
plötzlich ein solcher Kerl mit blankem Messer vor ihrem Bette stand war die 
Ursache ihres frühen Todes. Der größte Schaden wurde bei einem Einbruchs- 
diebstahle vor etwa 30 Jahren angerichtet. Die obere Stube wurde ganz ausge¬ 
plündert. Federbetten, Bettwäsche, Leinwand, die ganze dort aufbewahrte Kleidung, 
Pelze kurz alles, was sich in dieser Stube befand, wurde mitgenommen. Der 
Schaden betrug 700 fl. Im zweiten Jahre meiner Ehe hieß es einmal (es war 
gerade Mitternacht): Diebe sind da. Ich kann den Schrecken den ich ausstand, 
mit Worten nicht schildern. Ich nahm mein Töchterlein und flüchtete in den Keller. 
Die Bretter waren schon an den Boden angelehnt, doch wurden die Spitzbuben 
im letzten Augenblicke verscheucht. 
 
4. 
Nun muß ich den Leser bitten, mir von St. Oswald nach Ulrichsberg hinauf 
zu folgen. In Schindlau (Pfarre Aigen, aber Gemeinde Ulrichsberg) bin ich auf¬ 
gewachsen. Ich erinnere mich noch recht gut daran, daß ich in meiner Kinderzeit 
den sogenannten „Dummschädel" gekannt habe. Wenn man von dem hochgelegenen 
Ulrichsberg gegen Norden blickt, so sieht man zwei mitten in den Feldern von 
mächtigen Waldbäumen umgebene Häuser, die den Namen „Sonnleiten" fuhren. 
Der Besitzer eines derselben war ein gewisser Obermüller, ein mehr als sonderbarer 
Mensch, unter dem Namen „Dummschädel" allgemein bekannt. Klein, von plumper
	        
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