Volltext: Zweites Bändchen. (2. 1913)

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besagt: „Krank hier angekommen und endlich an Fraisen verstorben; auch ein 
Totenschein ausgefertigt." 
Diese wenigen Beispiele mögen dartun, wie die pfarrlichen Matrikenbücher 
für die Heimatkunde verwertet werden können. 
Was die finanziellen Schwierigkeiten des Vaterlandes in jener Zeit anbelangt, 
so grins einem deren ganzer Jammer aus den Kirchenrechnungen der Jahre 
1793 bis 1818 an. 1793 erscheinen zum erstenmal unter den landesfürstlichen 
Steuern und Gaben: „freiwillige Kriegssteuer" und „anbefohlener Kriegssteuer- 
bettrag" und dann geht es durch diese schlimmen Jahre nur so dahin .Kr egs- 
darlehen extraord. - Haferbeitrag, Kriegsklassensteuer. Bankozetteltilgungsbeitrag, 
Körnerlieferungs-Reluition, Ordinari-Kontribution, k. k. Ordinari-Kontribution, Kriegskontri- 
bution Militär-Auslagen, außerordentlicher Militärbeitrag, Pferdestellungskosten usw. 
Dazu dann die Punzicrung und Wiederpunzierung des Kirchensilbers und schließlich die 
Ablieferung des halbwegs entbehrlichen. 1810 verzeichnet die Kirchenrechnung: "dem 
Oberzöchpropsten für eine Reise nach Linz wegen Einlieferung des Kirchensilbers 
auf 3 Tage an Diäten und Reisckösten 15 ft." 
Dann der Rückgang der öffentlichen Anlehen! 
Ueber den infolge der Franzosenkriege eingetretenen Zinsenverlust bei den 
Staatspapieren schreibt Pfarrer Satzinger im Ausweise des Armeninstitutes Peilstein 
vom 31. Dezember 1811 beispielsweise (ich will nur einen Posten anführen): 
"400 fl. wurden den letzten Dezembris 1808 angelegt, fallen nach dem damals 
bestandenen Kurs 222 fl. auf 180 fl. 10 3/4 kr. herab, wofür künftig zu 4 % in 
Erlösschein ein Interesse von 7 fl. 12 1/2 kr. zu erfolgen hat. 
Eine Franzosen-Erinnerung ganz eigener Art möge diese Zeilen beschließen. 
Zwei biedere Landwirte aus Bayern, die auf dem Wege nach und von Rohrbach 
in Peilstein gerne Einkehrstation halten, sind die Zeugen. Die beiden haben den 
deutsch-französischen Krieg 1870/71 mitgemacht und sind dabei auch nach Paris 
gekommen. Nach dem Einmarsche der Deutschen in Paris wurden sie eines Tages 
von zwei altehrwürdigen, sicher 80 Jahre alten Herren angesprochen und gefragt, 
woher sie wären. - "Aus Bayern."  "Von welcher Gegend?" - "Von der 
Gegend um Wegscheid." - "Ah, Wegscheid! das kennen wir!" - Und dann 
stellte sich heraus, daß die Herren Wegscheid, Kollerschlag, Peilstein, Rohrbach 
kannten; sie waren als junge Krieger unter Napoleon I. in diese Gegend ge- 
kommen. Das Zusammentreffen war für beide Teile interessant genug. Mit stiller 
Wehmut mochten jene Pariser Herren ihrer Jugend gedacht und nachgesonnen haben, 
wie seltsam sich oft die Geschicke der Einzelnen und der Volker gestalten, wie ihre 
Würfel rollen und so häufig anders fallen, als man es gehofft oder befürchtet hat. 
* * * 
 
Drei Sagen. 
(Von Johann Ecker, Theologe zu Niederkappel.) . 
 
1. Das steinerne Kreuz bei Lembach. 
Außerhalb des Marktes Lembach, wo sich die Wege nach Raiden und Lug 
teilen, steht eine steinerne Säule. An ihre Entstehung knüpft sich eine Sage, die 
ich von Schulkameraden öfters erzählen hörte. 
An der Stelle, wo sich jetzt die Säule befindet, war früher nur ein Stein, 
der etwas aus dem Boden herausragte. Dort pflegte der Teufel zu sitzen und die
	        
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