Volltext: Zweites Bändchen. (2. 1913)

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Durchmarsches der Franzosen als kleines Kind von Diendorf, woher sie stammte 
und durch welches bekanntlich die Bezirksstraße führt, nach dem mehr abseits liegenden 
Rampetsreit gebracht worden. 
Beim Gabriel in Emsmannsreit hat man heute noch ein Andenken an die 
Franzosenzeit, nämlich eine sogenannte ein eine schwarze Hacke zum „zer- 
mäsern oder zerkleinern des Holzes, der Baumstöckc u. dgl., die noch immer gute 
Dienste leistet. Sie ist von dem abziehenden Feinde, vielleicht von Pionieren, 
dortselbst zurückgelassen worden. Gott weiß es, woher sie wohl stammen mag! 
In den pfarrlichen Akten und Büchern finden sich wiederholt Erinnerungen 
an jene schweren Zeiten. 
Pfarrer war damals in Peilstein Gottlieb Satzinger. Derselbe beklagt sich 
einmal in eigentümlicher Weise über die durch die Franzosen angestiftete Ver¬ 
wirrung. Auf einem Schuldscheine hatte er nämlich bestätigt, es sei die bezügliche 
Schuld per 200 fl. den letzten Dezember 1808 zur Armeninstitutskasse vom 
Gotteshaus zurückbezahlt worden. Auf der Rückseite desselben Schuldscheines schreibt 
er aber unter dem 20. März 1813: „Dieser Schuldschein hat noch immer seine 
volle Giltigkeit, denn des jenseits Unterzeichneten gemachte Versicherung, als wenn 
obige 200 fl vom Gotteshaus Peilstein zum Armeninstitute wäre zuruckbezahlet 
worden, geschah zur Zeit der Franzosen, die er im Quartier hatte, wo alles in 
Verwirrung war, und weil zur selben Zeit von einer von 200 fl. geschehenen 
Zurückzahlung die Rede war, der Unterzeichnete in der Ueberzeugung gewesen ist, 
daß es die obigen gewesen seyn." 
Im Markte Peilstein erforderte der anrückende Feind übrigens auch ein, wenn 
auch unblutiges Todesopfer. Das Totenbuch enthält nämlich unter dem 8. Mai 1809 
folgende Eintragung: Frau Marianna Wintersbergerin, des Raths Bürgerin und 
Krämerin in Peilstein Nr. 25, 58 Jahre alt, „bey dem Lärm der ankommenden 
Franzosen erschrocken vom Schlagfluß berühret. 
Die dieser Eintragung unmittelbar vorangehende wirft ebenfalls ein Schlaglicht 
auf die damalige waffenstarrende Zeit. Am 4. April starb nämlich in Peilstein Nr.15 
der drei Wochen alte Knabe „Karl Georg, ein Kind des Titl. Herrn Georg Klossian, 
pensionierten und dermal bey der Landwehr allda angestellten k. k. Hauptmann." 
Im Jahre 1808 war nämlich durch kaiserliches Patent eine Landwehr er¬ 
richtet worden, die als Reserve für das Heer dienen sollte. In dieselbe wurden 
eingereiht: die zeitlich Befreiten, ausgediente Kapitulanten, Konskribierte unter dem 
Titel „Vermischte Beschäftigung", Häusler und Leute welche zum eigentlichen 
Militärdienste nicht verwendbar waren. Die Dienstzeit dauerte vom 18. bis zum 
45. Lebensjahre. Die Aushebung erfolgte durch das Los, doch konnte eine Stell¬ 
vertretung stattfinden. Die Ausbildung war eine zweifache. In jeder Pfarr- 
gemeinde wurden alle zur Landwehr Gehörigen jeden Sonn- und Feiertag auf 
eigenen Exerzierplätzen im Waffengebrauche unterrichtet und geübt. Um diese zu 
größerem gemeinsamen Zusammenwirken einzuschulen, mußten sich die Ausgelosten 
mehrerer Pfarrgemeinden innerhalb einer Entfernung von drei Stunden jeden 
Monat einmal zusammen üben. 
Matrikenfälle in Soldatenfamilien sind hier mehrere verzeichnet. Aus dem 
Jahre 1801 seien folgende mitgeteilt: 
Am 4. Jänner starb in Peilstein Nr. 35 Martin Müller, 6 Wochen alt, Kind Thomas Müller, Gemeiner vom „löbl. Khurpfalzbayr. 4ten Fusilier-Regiment." 
Am 13. März starb in Peilstein Nr. 5 Marianna Raberg, 27 Jahre alt, 
Ehefrau des Josef Raberg, Fouriers vom Aachener Reichskontingent. Eine Anmerkung
	        
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