Volltext: Erstes Bändchen. Beiträge zur Landes- und Volkskunde des oberen Mühlviertels. (1. 1912)

Pfarrkirche. 
Die Pfarrkirche ist jedenfalls schon sehr alt und war bis 1280 Filialkirche 
zu Pfarrkirchen. Im Verwüstungszuge der Hussiten um 1470 litt sie großen 
Schaden. Die im altdeutschen Stile erbaute Kirche, dem heiligen Petrus im 
Kerker geweiht, ist durch stilwidrige Zubauten jüngeren Datums erweitert. Der 
Zubau auf der Epistelseite mit dem Liebfrauenaltar, früher Josefialtar, ist von 
dem reichen Kaufmann Franz Josef Jetschgo, der Zubau auf der Evangelienseite 
von der Gemeinde bestritten worden. Gegenüber der Sakristei war früher die 
Sprinzensteinkapelle mit der Familiengruft des gräflichen Hauses. Im Jahre 1843 
wurde diese Kapelle wegen Raummangels zu einem Oratorium umgebaut. Die 
Kapelle hatte ein schönes Altarbild von Altomonte und das Grabmonument der 
Sprinzenstein schöne Verzierungen, die aber bei dem Umbau verschwanden. In 
der Liebfrauenkapelle befindet sich die Gruft der Familie Jetschgo. In der gegen¬ 
überliegenden Kapelle befand sich der Altar mit der kolossalen Statue des heiligen 
Leonhard, welche früher in der Benefizialkirche zu St. Leonhard stand und nach 
Sperrung dieser Wallfahrtskirche im Jahre 1785 in feierlicher Prozession hieher 
übertragen wurde. Selbe war früher ganz vergoldet. In der Seitenkapelle stehen 
seit 1908 neue, kunstvolle Altäre, während schon 1904 der neue gothische Hochaltar 
mit prachtvoller marmorner Mensa und Kommunionbank hergestellt wurde. 
Der alte, plumpgebaute Hochaltar, Kanzel und Stühle wurden nach dem 
Brande 1719 vom hiesigen Bildhauer und Tischler Stenger unter Pfarrer Weilnböck 
im Geschmacke jener Zeit geschaffen. Das Altarbild, Petrus im Kerker, jetzt rückwärts 
neben dem Portale, malte der hiesige Bürger Ruckerbauer. Dechant Matthias 
Berger ließ 1904 das auf der Evangelienseite vermauerte Fenster mit Maßwerk 
versehen und nebst den übrigen Fenstern des Presbyteriums mit Glasgemälden verzieren. 
Die Orgel ließ der große Wohltäter der Kirche Josef Jetschgo 1740 durch 
den Orgelbauer Johann Ignaz Egedacher in Passau herstellen. 
Die Kirche besitzt fünf Glocken. Die große Glocke wurde 1719 gleich nach 
dem großen Brande gegossen, die mittlere 1830, die kleine 1858, die Wandlungs¬ 
glocke 1721, die Sterbeglocke 1794. 
 Die Kirche besitzt eine große Anzahl Stiftungen. 
In der Kirche finden sich viele Grabdenkmäler: 
1. Hieronymus, des heiligen römischen Reiches Freiherr von und zu Sprinzenstein, 
Sohn des Paul, Rats und Obersthofmeisters der Tochter Kaiser Ferdinand I., 
gestorben im Schlosse Sprinzenstein am 22. Februar 1570, dessen Schwiegertochter- 
Anna, geborene Gräfin Lynar, geboren zu Metz in Lothringen am 4. Juni 1567 
als Tochter des Grafen Rochus Lynar, vermählt zu Spandau mit Hans Freiherrn 
von und zu Sprinzenstein auf Neuhaus, gestorben im Schlosse Sprinzenstein am 
2. September 1595. 
2. Emilie, Freifrau von und zu Sprinzenstein, geborene Fugger, Freiin zu 
Kirchberg, geboren zu Augsburg am 3. November 1564, gestorben im Schlosse 
Sprinzenstein am 13. April 1611, Gemahlin des Alexander, Freiherrn von und 
zu Sprinzenstein. 
3. Johann Ernst, Freiherr von und zu Sprinzenstein und Neuhaus, geboren 
zu Sprinzenstein am-16. April 1622, gestorben daselbst am 25. Oktober 1623. 
4. Rudolf I., Freiherr zu Sprinzenstein und Neuhaus, kaiserlicher Reichshofrat, 
geboren zu Sprinzenstein am 14. April 1593, gestorben daselbst am 20. August 1632, 
Sohn des Alexander.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.