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Die Privar - Taubstummen;Lehranstalt.
Innig muß es jeden Menschenfreund freuen, daß sich
auch in Qberösterreichs Provinzial-Hauptstadt unh zwar
unter den gewaltigen Stürmen der Zeit eine Lehranstalt
für Taubstumme bildete. Ein flüchtiger Blick auf die
Entstehung und Fortpflanzung wird jedem Leser
um so willkommner seyn, da bis jetzt außer Sein er's
Pie^e in keinem eigenen Werke hierüber etwas Näheres
erschien und auch diese Nachrichten in derselben nur bis
1817 reichen.
Ich werfe demnach vorerst einen kurzen Blick aufdie Ent¬
stehung der Taubstummen-Jnstitute überhaupt, folge
hierauf excerpierend der kleinen Schrift vom bereits ge¬
nannten Seiner *), und reihe aus Manuscripten das
Weitere zur Ergänzung über das hiesige an.
Ist Pietro Pronce, ein Benediktiner-Mönch des
46. Jahrhunderts, als einer der ersten bekannt, welcher
den jüngern taubstummen Bruder des Connetabels von
Kastilien und den Sohn des Governador von Arrago-
nien zur allgemeinen Bewunderung Unterricht und Bildung
gab; so bat sich in der neuesten Zeit der würdige Prie¬
ster de l’Epee, welcher 1790 in die bessere 2^elt hin¬
terging, um die Erziehung und Bildung der unglückli¬
chen Taubstummen das vorzüglichste Denkmahl gestiftet.
Zu diesem höchst berühmten Manne nun schickte der
unsterbliche Kaiser Joseph II. den Abbee Storch nach
Paris, um dort Unterricht zu empfangen und das erste
Taubstummen-Jnstitut in Wien zu gründen **)♦ Als
Abbee
*) Sie hat den Titel: „Geschichte der Privat- Taub-
ftummen-Lehranstalt zu Linz in Oberöster¬
reich. Von Paul Seiner (nun Pfarrer in St. Ma¬
rienkirchen) Linz ^817. Diese kleine Schrift wird Niemand
ohne teilnehmendes Interesse lesen.
**) Man sehe: Das k. k. Taubstummen-Jnstitut in
Wien, dessen Entstehung, Erweiterung und
gegenwärtiger Instand. Verfaßt von Mrchaet
Venus, Direktor dieses Instituts. Mit dem Grundrisse
des Gebäudes und dem Hauptalphabete für Taubstumme,
gr. 6. Wien 1826 bei A. Strauß»