Volltext: Beschreibung der Provinzial-Hauptstadt Linz und ihrer nächsten Umgebung,

223 
mittags zur Sommerszeit von 3 bis 6 Uhr, im Winter 
von 2 bis 5 Uhr offen. 
Es ist auch ein eigenes Lesezimmer vorhanden, wy 
man sich nöthigen Falls Excerpte machen kan». 
Professoren und Personen von Distinktion kvnnenBü- 
cher gegen Scheine entlehnen. Diese Vorsicht wird Niemand 
tadeln, seitdem das Schicksal des L o n g u s bekannt geworden 
ist. Unter den kostbarsten und seltensten Schätzen der 
medicis-laurenzisch cn Bibliothek in Florenz 
stand nämlich eine griechische Handschrift von der unter 
dem Namen Dafnis und Chloe bekannten erotischen 
Erzählung des Longus obenan. Alle civilisirten Natio¬ 
nen haben diesen niedlichen Roman in ihre Sprachen 
übertragen; aber in allen Uebersetzungen wie in den alten 
Manuscripten war eine Lücke des 'ersten Buches. Das 
florentinische Manuskript war das einzige, welches die 
verloren geglaubte Stelle des Erotikers enthielt, und die 
medie ei sche Bibliothek hatte es im I. 1810 aus der 
Büchersammlung der Abtei von Florenz bekommen. Bis 
jetzt war es nie benutzt, nie herausgegeben. Ein Frem¬ 
der erscheint mit Empfehlungen an den Bibliothekar; er 
ist einnehmend, zeigt sich sehr interessiert für die Grie¬ 
chen, entlehnt den Longus, stellt ihn auch bald wieder 
zurück; aber mit drei unvertilgbaren Dintenflecken an je¬ 
nem Platze, wo sich die einzige Stelle befand. Ist das 
nicht ein litterarischer Meuchelmord? *) 
Wir verlassen nun diese Säle mit ihren werthvollen 
Schätzen, und verfügen uns in 
Das physikalische Museum. 
Im Bibliothek - Hause befindet sich im zweiten Gep 
schosse das physikalische Museum, welches Anfangs 
auch im Schlosse aufgestellt war, dann »n den Bischofs- 
Hof kam, und seit 1784 im gegenwärtigen Lokale ist, 
wie eine Aufschrift oberhalb einerZimmerthüre darthut r 
Naturas viribus experiendis ao. 1784. 
*) Mrgl. Archiv für Geographie t Historie, Staats * lind 
Kriegskunst. Erster Jahrgang. Monath Nvv. 1810. S. S78. 
*5
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.