Volltext: Die Ursachen unserer Niederlage

In der Bukowina. 
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in zugewiesenen Bezirken selbst aufbringen. Der mit der Aufbringung 
betraute Offizier des Korps nahm auf dem Gute eines Großgrund¬ 
besitzers Stroh und Heu in Anspruch, das schon zwei Jahre alt war 
und den Bedarf des Gutes für das Vieh weit überschritt. Nach kurzer 
Zeit kam ein Telegramm aus Ofenpest, das gegen den Zwangskauf 
Verwahrung einlegte. Dies geschah, obwohl zur selben Zeit bei meinem 
Korps im Monat gegen tausend Pferde buchstäblich verhungerten. 
Da es sich vorwiegend um Honvedtruppen handelte, waren dies Pferde, 
die königlich ungarisches Staatseigentum bildeten. Bei diesem Ver¬ 
halten der Regierung mußte das Heer in kurzer Zeit wegen Pferde¬ 
mangel operationsunfähig werden. 
Die Bevölkerung dieser Gegenden, auch die städtische, litt damals 
noch keinen Mangel. Die täglichen Märkte in Bistritz waren mit 
allen Bedürfnissen reich beschickt. Die Folgen der unzweckmäßig durch¬ 
geführten Zwangswirtschaft traten aber schon deutlich zutage. Eier 
erschienen z. B. reichlich auf dem Markts sie kosteten das Stück 
35 Heller — oder eine Zigarette. Da die Zigarette damals in Wien 
höchstens zehn Heller, das Ei aber ein bis zwei Kronen kostete, war die 
Wirkung des falsch angewendeten Systems erkennbar. Die Verwal¬ 
tung brauchte nur zu sorgen, daß der Bauer seine Bedürfnisse zu 
Preisen erhielt, die im Verhältnis zu den festgelegten Getreidepreisen 
standen, und die Schwierigkeiten waren zum großen Teil behoben. 
So trieb alles der Ausschaltung des Geldes als Wertmesser zu, 
seiner Entwertung, die nicht nur aus der großen verfügbaren Menge 
des Geldes folgte, sondern auch aus der Verleitung, ja sogar aus dem 
Zwang zum Tauschhandel. 
War es zu verwundern, daß bei diesen ungesunden Verhältnissen 
nur das unreelle Händlertum ganz riesige, ungerechtfertigte Gewinne 
einheimste und daß der Krieg so dem Volke unnötig teuer zu 
stehen kam? 
Die Kommandoverhältnisse an der Ostfront hatten mir schon lange 
zu denken gegeben. Statt einer einheitlichen Leitung der ganzen Front, 
bestanden drei unabhängige Befehlsbereiche. Das Oberkommando der 
Ostfront befehligte die Front vom Meere bis nach Galizien südlich 
des Dnjester. Es unterstand der deutschen Obersten Heeresleitung. 
Südlich anschließend folgte die Heeresgruppe Erzherzog Fosef, die 
dem Armeeoberkommando in Baden unterstellt war. Den rechten
	        
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