Generalstabschef des Erzherzogs Eugen.
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„Nein" sagen. Es märe besser, dem Armeeoberkommando das 8. Korps
gleich anzutragen. Ich bezeichnete als besten Weg, einen Brief des
Erzherzogs an den Feldmarschall Erzherzog Friedrich, in dem er im
Hinblick auf die Lage im Norden noch das 8. Korps zur Verfügung
stelle.
Ich bekam den Brief. Die Antwort des Armeeoberkommandos
war die sichtlich hocherfreute Annahme des Angebotes, die nur von
der Zustimmung des Kaisers abhängig gemacht wurde. Als diese
kam, hatte also das Kommando sieben Divisionen freiwillig nach
Norden abgegeben. Feldmarschalleutnant von Marterer sprach davon
in der Zukunft nur mehr als „der große Entschluß". Die Freude an
diesem Entschluß wurde uns allerdings vergällt, als wir erfuhren,
wie unsere sieben Divisionen perwendet wurden. Statt sie einheit¬
lich als Armee zum Stoß und zur Entscheidung zu verwenden, wurden
sie stückweise, ganz zerrissen eingesetzt, dm die überall klaffenden
Lücken zu stopfen.
Gerade um diese Zeit erhielten wir eine Skizze der Lage auf
dem nördlichen Kriegsschauplatz. Ich,war recht betroffen. Bon der
unteren Weichsel bis in die Bukowina auf etwa 800 km Front fast
gleichmäßige Kraftverteilung!
„Oh arme Strategie," klagt mein Tagebuch, „wohin bist du ge¬
kommen ? Ob so in absehbarer Zeit ein Erfolg wird errungen iverden
können, bezweifle ich."
„Der Grundsatz, dort wo man Entscheidung sucht, überlegene
Kraft einzusetzen, an anderen Orten 'wenig oder nichts zu haben,
scheint ganz vergessen zu fein. So fing der Krieg an — überstarke
Kraft gegen Serbien, die zur Offensive verleitete — so scheint er
enden zu wollen."
„Es wird nur geflickt. Folge: haarsträubende Zerreißung aller
organischen Verbände. Bon den drei Korps, die wir jetzt oben haben,
ist nicht eines beisammen!"
Beim Kommando in Peterwardein lernte ich den Oberstleutnant
im großen Generalstab Hentsch Kennen. Er sollte Munition aus
dem Donauweg der Türkei Zukommen lassen.
Über diese Angelegenheit erfuhr ich folgendes:
Schon im November 1914 sollen zwei deutsche Divisionen an¬
geboten worden sein, um die Nordostecke Serbiens zu besetzen und so
die Verbindung mit der Türkei mit Umgehung des feindselig ge-