Volltext: Kaiser Franz Joseph von Österreich

schufen, trat vor allem der Staatsbürger vollständig zurück. 
Daß dies aber geschehen konnte, lag nicht so sehr an 
Grünne und an den jungen Offizieren der Adjutantur, denn 
etwas anderes war von dieser Seite nicht zu erwarten. Der 
schwere Vorwurf, der hier erhoben werden muß, trifft 
ausschließlich einen Mann, der die Gefahren solcher Voll¬ 
endung der praktischen Erziehung Franz Josephs zum 
Kaiser hätte voraussehen können. Dieser Mann war Fürst 
Schwarzenberg, der Ministerpräsident und eigentliche Be¬ 
gründer der neuen Kaiserherrlichkeit Franz Josephs. Über 
diesen Mann muß zu dem, was hier schon gesagt worden 
ist, einiges hinzugefügt werden; denn er ist die entschei¬ 
dende Persönlichkeit für die schnelle Entwicklung des Erz¬ 
herzogs „Franzi“ zum strengen, allmächtigen österreichi¬ 
schen Kaiser gewesen. Er war der Lenker der gesamten 
Politik des großen Reiches vom Tage der Bildung seines 
Ministeriums bis zu seinem Todestage. Allerdings war 
er auch der einzige Mann, der alles am Hofe be¬ 
herrschte und auf den der Kaiser hörte, wie auf keinen 
anderen. Es fällt daher auf Schwarzenberg allein die 
historische Verantwortung, sowohl für die praktische Er¬ 
ziehung des jungen Herrschers als auch für die Rück¬ 
wirkung, die von den politischen Aktionen des Minister¬ 
präsidenten auf den Sinn des jungen Monarchen ausging. 
Dadurch, daß Fürst Schwarzenberg auf diese Weise sich 
als den eigentlichen Erzieher des kaiserlichen Jünglings 
zum Herrn darstellt, wird die Bedeutung seiner staats- 
männischen Arbeit während der ihm noch beschiedenen 
dreieinhalb Jahre weit über die ohnedies große Tragweite 
ihrer Ergebnisse hinausgehoben. 
Schon der erste Eindruck, den der Fürst auf den jungen 
Erzherzog machte, als er ihm auf den italienischen Schlacht¬ 
feldern als aktiver General entgegentrat, muß sehr stark 
gewesen sein. Die machtvolle geschlossene Persönlichkeit 
des binnen wenigen Monaten zum Ministerpräsidenten auf¬ 
gestiegenen Militärs und Diplomaten muß sogleich das 
gespannte Interesse des achtzehnjährigen Jünglings er¬ 
weckt haben. Daß Schwarzenberg den jungen Kaiser von 
Anfang an für sich gleichsam gefangen nahm, ist nicht 
bloß durch das große Prestige zu erklären, das von Italien 
her ihm voranging und das ihm den Weg zur Übernahme 
der Regierung in den schwersten Stunden des Reiches 
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