Volltext: Kaiser Franz Joseph von Österreich

XII. Kapitel 
Dualistische Außenpolitik und Orientkrise: 
Franz Joseph, Mehrer des Reiches 
Das erste Jahrzehnt dualistischer Reichsverfassung zeigt 
Franz Joseph unablässig damit beschäftigt, den König von 
Ungarn und den Souverän der westlichen Reichshälfte 
Österreichs dem gemeinsamen Monarchen, dem Kaiser, 
unterzuordnen. Diese Rolle war ihm nun einmal auferlegt 
und er hat sie bis an das Ende seiner Tage als seine 
schwerste und wichtigste Aufgabe betrachtet. Die innere 
Politik sowohl Ungarns als auch Österreichs blieb dauernd 
davon beherrscht; die Ministerien beider Staaten mußten 
sich immer dessen bewußt bleiben, daß über ihren un¬ 
mittelbaren Aufgaben der Gesetzgebung und Verwaltung 
in jedem der beiden Staaten die Aufgaben, Ziele und poli¬ 
tischen Gesichtspunkte standen, welche die Reichsgemein¬ 
schaft Österreichs und Ungarns, welche die Führung der 
gemeinsamen Angelegenheiten ihnen stellten und die ihnen 
durch die gemeinsamen Minister vermittelt wurden. Die 
Entwicklung der Armee, die Lenkung der auswärtigen 
Politik, die fortwährende Besorgung der durch das zehn¬ 
jährige Handelsbündnis beider Staaten den beiderseitigen 
Regierungen und Parlamenten zu einverständlicher Füh¬ 
rung und Erledigung auf erlegten Vorsorgen für wichtige 
Interessen des Wirtschaftslebens, des Kredit- und Geld¬ 
wesens, der Eisenbahnen und Schiffahrtsunternehmungen: 
diese gewaltige Summe von Staatsgeschäften aller Art 
bildete sozusagen das „Teamwork“ der drei Regierungen, 
unter denen die gemeinsame Regierung begreiflicherweise 
von vornherein einen gewissen Vorrang gewann. Denn sie 
— der Reichskanzler, der Kriegs- und der gemeinsame 
Finanzminister — stellten als das „Reichskabinett“ die un¬ 
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