Volltext: Kaiser Franz Joseph von Österreich

Kraft und die Sicherheit, mit der sie ihr Ziel verfolgte. 
Es scheint aber nicht, daß sie selbst in ihrem eigensten 
Kreise viele Herzen für sich gewonnen hat. Allerdings 
genoß sie die unbeschränkte Verehrung ihrer Söhne, vor 
allem ihres ältesten Kindes, des jungen Kaisers. Dieser xmd 
der ihm im Alter zunächst folgende Erzherzog Max waren 
ihre Lieblingskinder. Es ist bezeichnend, daß auch die 
großen Schicksalsschläge, die während ihrer Lebenszeit ihr 
Haus weiterhin trafen, keine Veränderung oder Schwä¬ 
chung ihres Charakters hervorgerufen haben. Sie ist stark 
und unerschütterlich bei ihren Anschauungen verharrend 
durchs Leben gegangen. 
Die unabsehbaren Folgen, die sich an die anfänglich 
harmlos erscheinende Volksbewegung anläßlich der Er¬ 
öffnung des Landtages vom 13. März anknüpften, hat Erz¬ 
herzogin Sophie natürlich ebensowenig vorhergesehen, als 
die Staatskonferenz und das Wiener Polizeiministerium 
eine klare Vorstellung von den in Wien längst ängesam- 
melten Kräften hatten, die politischen und sozialen Um¬ 
sturz anstrebten. Durch das ungeschickte und kopflose 
Verhalten sowohl der Behörden wie des Hofes wurde aus 
der Demonstration unversehens die von niemand für mög¬ 
lich gehaltene, sogleich in volle Flammen ausschlagende 
Revolution: sie warf den altersschwachen Organismus der 
patriarchalischen Regierung in drei Tagen über den Haufen 
und erreichte, zumal man das „kaiserliche Symbol“ jetzt 
in seiner Gutmütigkeit walten ließ, in diesen wenigen 
Tagen alles, was ein Volk nur fordern konnte: Pre߬ 
freiheit und Versprechen einer Konstitution, den vollen 
Sieg der „Straße“, wie wir jetzt zu sagen pflegen, über alle 
historischen Träger der Ordnung. Niemanden trafen diese 
Ereignisse tiefer als die selbstbewußte, hochgemute Erz¬ 
herzogin Sophie, welche nun auch zum erstenmal die tiefe 
Unbeliebtheit ihres Namens im Volke kennen lernte. Die 
rasch aufschießende, alsbald völlig zügellose Presse der 
Wiener Demokratie begann sogleich den Kampf gegen die 
„Kamarilla“ des Hofes, als deren Seele Erzherzogin Sophie 
hingestellt wurde. Seit Metternichs Rücktritt vom Amte 
am Abend des 13. März und nach der Abdankung des 
Erzherzogs Ludwig sowie der Staatskonferenz wandte 
sich die Hetze der radikalen Publizistik größtenteils gegen 
diese Frau. 
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