Volltext: Kaiser Franz Joseph von Österreich

Schwager, dem König von Neapel, und als Souverän von 
Yenezien Italien wieder in der Form einer Föderation zu 
beherrschen. Die große Enttäuschung, die Franz Joseph 
in dieser Hinsicht zuteil wurde, bestand nun darin, daß in 
den genannten (mittelitalienischen Gebieten unter der 
Leitung des Grafen Oavour alsbald Yolksabs timmungen 
vorgenommen wurden, mittelst welcher die Annexion dieser 
Staaten seitens Piemonts beschlossen und hierauf durch 
die dauernde militärische Besetzung seitens der Truppen 
Viktor Emanuels praktisch durchgeführt wurde. Aus dem 
Briefe Napoleons an Franz Joseph vom 24. Juli erfährt 
man nun, daß er schon damals, also kaum vierzehn Tage 
nach dem Abkommen von Villafranca, über die Unausführ¬ 
barkeit eines großen Teiles der daselbst getroffenen Be¬ 
stimmungen mit sich ins Reine gekommen war. Er er¬ 
innerte Franz Joseph daran, daß er ihm durch seinen 
Vetter sogleich erklärt habe, daß Napoleon niemals seine 
Hände zu gewaltsamer Zurückführung der entthronten 
Dynastien bieten könne. Franz Joseph seinerseits ließ in 
seinem Antwortschreiben vom 2. August erkennen, wie 
sehr ihm die Wiederherstellung der vertriebenen Dynastien 
am Herzen liege und daß er nur von direktem Einverständ¬ 
nis mit Napoleon, jedoch nicht von einem europäischen 
Kongreß eine befriedigende Lösung der großen Schwierig¬ 
keiten erwarte, welche die Folgen der Revolution in Mittel¬ 
italien nach sich gezogen haben. Infolgedessen erklärte 
er nun Napoleon, daß auch er einen Teil seiner Verspre- 
chungen von Villafranca nicht ausführen könne, nament¬ 
lich die Zusicherung, daß Venezien innerhalb des öster¬ 
reichischen Staates eine autonome Stellung erhalten werde. 
In Viliafranca hatte Franz Joseph selbst den Vor¬ 
schlag gemacht, Venezien ungefähr die Stellung zu geben, 
die Luxemburg im Deutschen Bunde hatte. Fürst Richard 
Metternich, den Franz Joseph zur mündlichen Verhand¬ 
lung der Frage mit Napoleon entsendet hatte, konnte 
keinen Erfolg erzielen, deshalb richtete Franz Joseph am 
18. August neuerlich ein langes Handschreiben an Napo¬ 
leon, das der Kaiser damit begründete, er wünsche die 
vertrauensvollen Beziehungen, die sich zwischen ihm und 
Napoleon seit Villafranca ausgebildet hätten, durch 
weiteren unmittelbaren Gedankenaustausch mit dem fran¬ 
zösischen Herrscher möglichst aufrecht zu erhalten. Schon 
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