Volltext: Kaiser Franz Joseph von Österreich

gemacht, die Lombardei zu verlieren : aber er forderte von 
Napoleon, daß die Cession dieses Stückes österreichischen 
Reichsgebietes an diesen, keineswegs an Sardinien-Eiemont. 
erfolge. Darin sprach sich die persönliche Erbitterung 
Franz Josephs über die Tücke Viktor Emanuels und seines 
Ministers Gavour aus. Noch etwa ein Jahrzehnt später 
schreibt Franz Joseph in einem Privatbriefe an einen deut¬ 
schen Bundesfürsten verächtlich über die Italiener als 
„Taschen- und Landräuber“! Franz Joseph erwartete die 
Übernahme eines angemessenen Teiles der österreichischen 
Staatsschuld, sprach aber darüber mit Napoleon gar nicht; 
das schien ihm nicht der Kaiserwürde zu entsprechen. Als 
dann Graf Rechberg ihm die Vorschläge der französischen 
Unterhändler brachte, erwiderte er darauf nur das eine 
Wort: „Mehr.“ 
Die Fortdauer ..des österxeichischen .Besitzes von Vene- 
zien samt dem Festungsviereck war die große Konzession, 
die Napoleon zu machen von Anfang an bereit war, ob¬ 
gleich er in seinem Manifeste verkündet hatte: Italien 
müsse frei werden von der Adria bis zu den Alpen. Den 
schon vollkommen vorbereiteten Angriff der Flotte auf 
die Lagunenstadt ließ er sogleich absagen. Aber er war 
noch weiter gegangen: Napoleons leitende Idee in der 
Kriegsfrage war von jeher die Gründung einer italieni¬ 
schen Staaten-Konföderation. Diesen Gedanken nahm 
Franz Joseph in Villafranca auf, denn er hoffte nicht nur 
Mitglied dieses Bundes zu werden, sondern sogar die aus¬ 
schlaggebende Vormacht in demselben zu erlangen. Zu¬ 
nächst aber lag dem jungen Kaiser daran, das Schicksal 
der durch die Revolution und die drohende piemontesische 
Annexion Mittelitaliens vertriebenen Dynastien zu deren 
Gunsten zu wenden. Für Franz Joseph war das nicht nur 
eine politische Angelegenheit, sondern eine Ehrensache. 
Er fühlte die dringende Verpflichtung, seinen nahen Ver¬ 
wandten, dem Großherzog von Toscana und den Regenten 
von Parma und Modena, wieder zu ihren legitimen Thronen 
zu verhelfen. Bei den Verhandlungen in Villafranca zeigte 
sich Napoleon bereit, die Restauration dieser Dynastien zu 
bewilligen, nur erklärte er, dazu nichts selbst tun zu kön¬ 
nen. Gelang es auf andere Weise, diese Restauration der 
italienischen Dynastien durchzuführen, so hoffte Franz 
Joseph im Bündnis mit dem Papst, ferner mit seinem 
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