Volltext: Kaiser Franz Joseph von Österreich

Einleitung 
Die Lebensgeschichte des Kaisers Franz Joseph kann 
richtig nur verstanden werden im engen Zusammenhang 
mit der ganzen politischen Umgestaltung Europas und der 
Schritt für Schritt veränderten Machtverteilung in der 
Welt, wie sie während des ganzen Jahrhunderts vor sich 
gingen, das vom Wiener Kongreß bis zum Weltkrieg und 
zu den Friedensverträgen von 1919 reicht. Von diesem 
beherrschenden Gesichtspunkte aus ist sie hier geschrie¬ 
ben worden. Aber es ist immer doch seine menschliche 
und politische Persönlichkeit, was den eigentlichen Gegen¬ 
stand dieser Darstellung bildet: nur so kann die Schranke 
aufrecht erhalten werden, die das sonst drohende völlige 
Auseinanderfließen der ungeheuren Fülle von geschicht¬ 
lichen Tatsachen verhindert, die Franz Josephs Zeit und 
Herrschaft umfassen. Kaiser Franz Joseph ist als Mann 
und Regent so wenig Verkörperung menschlicher Größe, 
daß er die Vorstellung von bleibender historischer Per¬ 
sönlichkeit doch nur nach Einschränkung solcher Vor¬ 
stellung erreicht. Doch der Umkreis der Länder und 
Völker, die er regiert hat, ist so umfassend, seine Regie¬ 
rung hat einen so langen Zeitraum hindurch gedauert, die 
allgemeinen europäischen Interessen, die sein Handeln 
und sein inneres Erleben aufs Tiefste beeinflußt haben, 
sind so gewaltig und vielseitig gewesen, daß seinem 
Wirken in der Fülle der Ereignisse und ihrer Folgen, an 
denen er unmittelbar mitgewirkt hat, das keines anderen 
europäischen Monarchen des 19. Jahrhunderts an die Seite 
gesetzt werden kann. Man wird schließlich selbst Napoleon 
des Dritten so merkwürdige und folgenreiche Laufbahn 
im Vergleich zum Herrscherdasein Franz Josephs doch 
nur als europäisches Zwischenspiel erkennen. Denn als 
Hüter der uralten Machtstellung seines Hauses, als Erbe 
und Verteidiger von Rechten, die bis ins tiefe Mittelalter 
zurückreichen, als natürlicher Gegner des neuzeitlichen 
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