Volltext: Kaiser Franz Joseph von Österreich

Bismarck dagegen verdanken wir ein gutes Bild des 
jungen Herrn, der gerade in dieser Zeit begonnen hatte, als 
sein eigener Minister des Äußern zu wirken. In einem Briefe 
Bismarcks vom 25. Juni 1852 an den Generaladjutanten 
Friedrich Wilhelms IV., General Leopold von Gerlach, 
schreibt Bismarck aus Ofen: 
„Der junge Herrscher dieses Landes hat mir einen sehr 
angenehmen Eindruck gemacht: Zwanzigjähriges Feuer, 
mit der Würde und Besonnenheit reifen Alters gepaart, 
ein schönes Auge, besonders wenn er lebhaft wird und 
ein gewinnender Ausdruck von Offenheit, namentlich 
beim Lächeln. Wenn er nicht Kaiser wäre, würde ich 
ihn für seine Jahre etwas zu ernst finden. Die Ungarn 
sind begeistert von dem nationalen Akzent, mit dem er 
ihre Sprache redet und von der Eleganz, mit der er 
reitet.“ 
Wenn Franz Joseph in den nächsten Jahren die Berichte 
seiner Gesandten am Bundestage und darin von den oft 
geradezu unerhörten Attacken des preußischen Gesandten 
von vulkanischem Temperament und zugleich von seinen 
unablässigen Intrigen gegen Österreich las, dann muß vor 
sein inneres Auge oft genug die riesenhafte Gestalt des 
märkischen Junkers getreten sein, den Franz Josephs 
mütterlicher Oheim Friedrich Wilhelm IV. mit einem 
Handschreiben bei ihm eingeführt hatte, in welchem der 
König über seinen Gesandten folgendes Zeugnis ausstellt: 
„Er gehört einem Bittergeschlechte an, welches länger 
als mein Haus in unseren Marken seßhaft, von je her 
und besonders in ihm seine alten Tugenden bewährt hat. 
Die Erhaltung und Stärkung der erfreulichen Zustände 
unseres Landes verdanken wir mit seinem furchtlosen 
und energischen Mühen in den bösen Tagen der jüngst 
verflossenen Jahre. Es ist mir ein befriedigender Ge¬ 
danke, daß E. M. einen Mann kennen lernen, der bei uns 
im Lande wegen seines ritterlich-freien Gehorsams und 
seiner Unversöhnlichkeit gegen die Revolution bis in 
ihre Wurzeln hinein, von Vielen verehrt, von manchen 
gehaßt wird. Er ist mein Freund und treuer Diener und 
kommt mit dem frischen, lebendigen und sympathischen 
Eindruck meiner Grundsätze, meiner Handlungsweise 
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