Volltext: Kaiser Franz Joseph von Österreich

vor sich hatte: die Gesandten Graf Thun und später Graf 
Prokesch bildeten die ausschließlichen Zielpunkte seines 
genialen Sarkasmus, seiner witzigen Diatriben. Sie sind 
die Opfer seiner weit in die Ferne blickenden schärfsten 
Opposition gewesen. In den acht Jahren seiner Frankfurter 
Gesandtenzeit ist Otto von Bismarck zum politischen Tod¬ 
feind der staatenbündischen Ordnung Deutschlands ge¬ 
worden und hat er die Pläne schon formuliert, die dahin 
abzielten^österreich aus Deutschland hinauszuwerfen, Preu¬ 
ßen zur alleinigen Herrschaft in dem um Österreich ver¬ 
kleinerten Deutschland zu bringen. Niemand hat tiefer in 
Franz Josephs Leben eingegriffen als dieser märkische 
Junker und Diplomat. Als Bismarck von seinem Könige 
zur Förderung schwebender Zollverhandlungen im Juni 
1852 nach Wien gesandt wurde und auf der Ofener Burg 
Franz Joseph zum ersten Mal persönlich entgegentrat, hat 
der junge Kaiser die Schicksalsmacht, die dieser Mann 
für ihn und für ganz Europa verkörperte, gewiß nicht 
ahnen können. Welchen Eindruck der damals siebenund¬ 
dreißig jährige Gesandte auf den zweiundzwanzig jährigen 
jungen Monarchen gemacht hat, erfahren wir aus einem 
Briefe, den dieser am 25. Juni .1852 an seinen Oheim rich¬ 
tete. Es heißt daselbst: 
„Euer Königliche Majestät! haben mir durch die An¬ 
hersendung des Herrn von Bismarck-Schönhausen einen 
neuen höchst erfreulichen Beweis Ihrer freundschaft¬ 
lichen Gesinnungen gegeben und selbe noch besonders 
wertvoll gemacht durch die Wahl eines Mannes, der mir 
bereits dem Rufe nach so vorteilhaft empfohlen und 
dessen ritterlichem Sinne und loyaler Ergebenheit ein so 
schönes Zeugnis von seinem Könige und Herrn gegeben 
wird. Auch hat es mir zu besonderem Vergnügen gereicht, 
ihn bei meiner Rückkehr von meiner Exkursion in einem 
Teile Ungarns, hier in Ofen empfangen zu können. 
Ich habe in Herrn von Bismarck einen geraden und 
biederen Mann kennen gelernt und so wird er ohne 
Zweifel an E. M. pflichtgetreu berichten, wie ich mich 
über den hohen Wert ausgesprochen, den ich auf den 
Fortbestand der langjährigen freundlichen Beziehungen 
zwischen unseren beiden Häusern lege.“ 
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