in Haufen zurückgeblieben, ein Dutzend Pferde war unterwegs abge¬
stürzt oder sonst verunglückt.
In einem Schneefeld wird aufmarschiert und ohne weiteres
genächtigt. Die feuchten Uniformen gefrieren am Leib. Truppweise
treffen die gestrigen Vorposten ein, manche erst bei Tagesanbruch. Im
ganzen Umkreise wird geschossen, dann und wann knattert auch ein
Maschinengewehr. Kein Zweifel: Der Feind ist wieder in der Nähe.
In der Morgendämmerung erhebt sich starker Eefechtslärm im
Osten, ganz nahe unserem Lager. Bald darauf kommt ein Ulaue mit
der Meldung: Drei Bataillone stehen vor dem Maljen in hartem
Kampf. Man bittet dringend um Hilfe. Wir sollen in der kürzesten
Richtung angreifen.
Das war unmöglich. Ein mehrere hundert Meter tiefes, mit
Urwald bestandenes Tal trennte uns von der feindlichen Stellung. Da
war kein Durchkommen. Jenseits des Tales ragte steil der Maljen auf:
Eine kahle, schneeglitzernde Kuppe. Im obersten Drittel wie ein Stirn¬
reif die serbische Schanze.
Hilfe mußte sein. Wir entschlossen uns, das Tal im Norden zu
umgehen. Einzeln abgefallen kämpften sich die Bataillone durch den
Schnee. Wer nicht weiter konnte, wußte sich verloren.
Nachmittags traten wir von Norden her in das Gefecht.
Der Kampf um den Maljen dauerte zwei Tage. Er war infolge
der Ungunst aller Verhältnisse der schwerste dieses Feldzuges. Der
Feind durfte nicht allzu stark gewesen sein. Aber ärger als sonst
behinderte der Nebel unsere Artillerie. Sie konnte kaum zum Schusse
kommen. Die feindlichen Schnellfeuergeschütze streuten aber ungeheure
Munitionsmassen ins Vorgelände.
Es schneite stundenlang in dichten Flocken. Verwundete wurden
eingeschneit und starben in diesem weißen Sarg. Der Zuschub von
Verpflegung und Munition war unmöglich. Man sah Leute, die an
ein gefallenes Pferd herankrochen, Fleischteile aus dem Kadaver
schnitten und roh verzehrten.
Die Stellungen im Vorgelände werden rasch genommen. Aber es
scheint ein Ding der Unmöglichkeit, in tiefem Schnee den glatten Hang
hinaufzustürmen. Wird es für Augenblicke hell, so feuert unsere
schwache Gebirgsartillerie so viel die Rohre halten. Aber die Munition
wird knapp. In den Nebel hinein darf nicht geschossen werden.
Am zweiten Kampftag trifft eine Tiroler Landsturmbrigade ein.
Es ist höchste Zeit. Schon haben die Serben aus ihren Stellungen
heraus Umgehungsabteilungen vorgetrieben, die uns in Flanke und
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