Volltext: Oesterreichs Heldenkampf

doch dann nur mehr die Oder als ernstliches Hindernis der Verwirk¬ 
lichung dieser Absicht in Betracht, wenn es nicht gelang, die mächtige 
russische Dampfwalze durch die Armeen der Zentralmächte vorher zum 
Stehen zu bringen. 
Aber woher sollte man diese Armeen nehmen? 
Nach den Abmachungen Conrads von Hötzendorf mit dem deuischen 
Chef des Eeneralstabes von Moltke hätte sechs Wochen nach Beginn 
der Mobilisierung die deutsche Armee nach Niederwerfung Frankreichs 
ihre Hauptkraft gegen Osten zur Niederkämpfung Rußlands im Verein 
mit der österreichischen Armee verschieben sollen, doch der unglückliche 
Ausgang der Marneschlacht hatte die rasche Niederkämpfung Frank¬ 
reichs zunichte gemacht. 
Die Deutschen hatten im Osten nur die 8. Armee Hindenburgs 
zur Verfügung, die von Ostpreußen nach Zurücklassung von Landwehr 
und Landsturmformationen rasch an die Ostgrenze Schlesiens ver¬ 
schoben wurde und zwischen Krakau—Czenstochau aufmarschierte. Diese 
Armee war jedoch viel zu schwach, um die russische Angriffsarmee 
aufzuhalten. 
Die österreichischen Armeen aber, die durch acht Wochen allein der 
ungeheuren russischen Uebermacht entgegengetreten waren, hatten in 
den Schlachten von Zloczow, Przemyslany und Lemberg so schwere 
Verluste erlitten, daß sie teils hinter den Dunajec, teils in die Kar- 
pathenvorberge zurückgenommen werden mußten und längere Zeit zur 
Auffüllung der Stände und zu der so dringenden Erholung von den 
furchtbaren Strapazen der Märsche, Kämpfe und des Rückzuges 
benötigten. 
Doch der Bundesgenosse war auf das Aeußerste bedroht, ihm mußte 
geholfen werden. Darin waren sich der Oberkommandant der öster¬ 
reichisch-ungarischen Armee, Erzherzog Friedrich, und der Chef des 
Generalstabes, E. d. I. Conrad von Hötzendorf, einig. 
Durch eingerückte Marschbataillone waren in den ersten Oktober¬ 
tagen die Kompagnien wieder auf Kriegsstärke gebracht worden; 
naturgemäß hatten diese Formationen nur eine kurze militärische 
Ausbildung hinter sich. Es wäre dringend nötig gewesen, die aufge¬ 
füllten Verbände durch längere Zeit zu schulen und die neueingerückten 
Reserven mit den gewonnenen Kriegserfahrungen vertraut zu machen. 
Doch die Situation erforderte rasche Entschlüsse. Das österreichische 
Armeeoberkommando erklärte sich sofort zur Unterstützung des 
bedrohten Bundesgenossen bereit. Es verschob die 1. Armee zur Unter¬ 
stützung der Armee Hindenburg (nun 9. Armee genannt) und wies 
die Hauptkraft der Armee an, sich in Galizien marschbereit zu halten. 
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