Der kriegsplan.
Bei der geographisch ungünstigen Lage der Mittelmächte mußten
diese daS Bestreben haben, den Krieg angriffsweise zu führen. Sie
mußten trachten/ mit den Armeen in Feindesland einzurücken, um den
Gegner von den Gebieten der Rüstungsindustrie tunlichst abzudrängen
und möglichst viel fremden Boden zu gewinnen, um die Verpflegung
des Hinterlandes durch Abgabe an die Truppen nicht allzusehr zu
schwächen.
Hierauf war der Kriegsplan aufgebaut. Deutschlands Armeen
sollten mit voller Wucht durch Belgien in Nordfrankreich einfallen
und Frankreich überrennen, unterdessen sollte die österreichisch-unga¬
rische Armee durch angriffsweises Vorgehen in Rußland die russische
Hauptmacht an sich ziehen, während die Sicherung der Grenze Ost¬
preußens schwachen preußischen Kräften zufiel. Nach Niederwerfung
Frankreichs sollte Deutschland seine Hauptmacht nach Osten werfen und
im Verein mit Oesterreich-Ungarn Rußland zum Frieden bringen.
Der Eesamtkriegsplan der Feinde war die militärische Einkrei¬
sung, die wirtschaftliche Abschließung und demnach die Erdrosselung
und Vernichtung der Mittelmächte mit allen Mitteln der Krieg¬
führung. also militärischen, politischen und wirtschaftlichen.
Oberkommandant der österreichisch-ungarischen Armee war Feld¬
marschall Erzherzog Friedrich, dem als Chef des Eeneralstabes
General der Infanterie Conrad von Hötzendorf beigegeben war.
Bei Deutschland lag die eigentliche Kriegführung in den Händen
der Obersten Heeresleitung, an deren Spitze der Chef des Eeneral¬
stabes, Generaloberst Graf Moltke, stand. Die Beschaffung des Ersatzes
an Mannschaft, Munition und sonstigen Kriegsbedarf oblag den
Kriegsministerien (dem preußischen, sächsischen, bayrischen und würt-
tembergischen). Preußischer Kriegsminister war Generalleutnant von
Falkenhayn.
Die lörenz Kämpfe in Kalizien und in der Bukowina.
Unmittelbar nach Kriegsausbruch war es zunächst die in Galizien,
in der Bukowina und in Sllddalmatien an der Grenze stationierte
Gendarmerie, die mit den Grenzschutzlandsturmformationen als erste
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