Volltext: Oesterreichs Heldenkampf

den Staat erschütterten und die Erledigung lebenswichtiger Belange 
verzögerten. In der äußeren Politik hatte Oesterreich mit dem 
Deutschen Reiche, das sich nach dem siegreichen Kriege Nord- und 
Sllddeutschlands im Jahre 1870/71 unter Preußens Führung geeinigt 
hatte, im Jahre 1872 ein Bündnis geschlossen, dem auch Rußland 
beitrat (Dreilaiserbündnis). 
Im Jahre 1876 kam es zu einer Konferenz der drei Kaiserstaaten 
in Berlin, in der das Dreikaiserbündnis bekräftigt und gleichzeitig ein 
Einvernehmen mit Rußland in der orientalischen Frage angebahnt 
wurde. 
Im Vertrauen darauf nahm Rußland im nächsten Jahre seine 
traditionelle Balkanpolitik wieder auf, trat als Schutzherr der unter 
türkischer Oberhoheit lebenden slawischen Balkanvölker auf und 
eröffnete den Krieg gegen die Türkei. 
Rußlands überraschende militärische Erfolge nötigten die Türkei 
zum Frieden von St. Stefano, der dem europäischen Besitzstand der 
Türkei ein Ende gemacht hatte. Abermals beging Oesterreichs Minister 
des Aeußern Kalnoky den Fehler, Rußland entgegenzutreten. Der 
Berliner Kongreß unter Führung des Reichskanzlers Otto von Bis¬ 
marck beschnitt Rußlands Forderungen. Sein Ausgang führte dazu, 
daß Rußland gegen Deutschland und Oesterreich schwer verstimmt war, 
das Dreikaiserbündnis in Brüche ging und in der russischen Intelligenz 
der Panslawismus sich ausbreitete. 
Oesterreich-Ungarn erhielt die Befugnis, die türkischen Provinzen 
Bosnien und die Herzegowina zu besetzen und zu verwalten. An Stelle 
des Dreikaiserbündnisses trat im Oktober 1879 ein Schutzbündnis 
zwischen dem Deutschen Reiche und Oesterreich-Ungarn, dem sich im 
Jahre 1883 Italien anschloß. 
Das Bündnis Oesterreich-Ungarns mit dem Deutschen Reiche war 
insolange keine Gefahr für den europäischen Frieden, als Fürst Otto 
von Bismarck die äußere Politik des Reiches leitete. 
Als jedoch nach dem Ableben Kaiser Wilhelm I. dessen Enkel 
Wilhelm II. den bewährten Kanzler entließ und die Leitung der 
auswärtigen Angelegenheiten des Reiches entscheidend beeinflußte, 
lenkte sich die Gegnerschaft jener Mächte, die in dem aufstrebenden 
Reiche eine Gefahr für ihre Interessen erblickten, auch gegen die 
Monarchie. 
Die Nachfolger Bismarcks verstanden es nicht zu vermeiden, daß 
sich das republikanische Frankreich dem zaristischen Rußland näherte, 
was in weiterer Folge zu einem Schutz- und Trutzbündnis beider 
Staaten führte. 
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