Volltext: Oesterreichs Heldenkampf

hinter den Bergen. Doch die Schüsse, Minen, Granaten und der ent¬ 
setzliche, ekelerregende Leichengeruch, sie blieben. Das menschenmordende 
Kriegshandwerk tobte auch im Dunkel der Nacht. 
An der Einbruchsstelle des Feindes gab es einen einzigen Punkt, 
wo seine Ansammlung noch halbwegs beobachtet werden konnte. Der 
Punkt mutzte besetzt werden. Schon waren drei Mann im Laufe des 
Tages an dieser Stelle gefallen. Eine halbe Stunde lang lag ich 
(Hauptmann Strohschneider) mit nur mehr einem Mann hinter den 
Leichen der Kameraden. Da traf es auch ihn. Ich rief nach der 
bestimmten Ablösung. Doch ehe der Mann hinter der Doline herauf¬ 
kam, sprang ein anderer auf und sagte: „Bleib da, Sepp, Du hast vier 
Kinder dahoam und bist a Keuschler. I Han nur zwoa, für die reicht 
mei Grund, selm geh i". Er schob den Sepp beiseite und war in einigen 
Sprüngen bei mir. So aufopfernd erwies sich die Kameradentreue der 
„Dreier". Um 22 Uhr kamen unsere Patrouillen mit den Trägern und 
einem Teil der Menage an. Und das Wenige der Menage war mehr 
als hinreichend. Die Hochspannung der Nerven, die Ruhelosigkeit und 
vor allem der durchdringende Leichengeruch hatten jedes Hungergefühl 
vertrieben. Umso gieriger wurde das gebrachte Wasser getrunken. Bald 
darauf kamen auch Träger mit dem für den Stellungsbau erforder¬ 
lichen Rohmaterial. Mit vereinten Kräften ging es wieder an die 
Arbeit. Um 2 Uhr früh des 25. Oktober versuchte eine Abteilung 
Italiener aus einer Sappe (vorgeschobenen Riegelstellung) in unsere 
Gräben einzudringen. Dieser und ein zweiter Versuch wurden durch 
unser wohlgezieltes Feuer im Keime erstickt. Langsam graute der Tag. 
Immer heitzer brannte die Sonne. Bei Tageslicht konnte man es 
wagen, dem Schlafbedürfnis zu folgen; denn am hellichten Tage griff 
der Feind nicht an, da er die Rohre unserer Batterien mit gutem 
Grunde scheute. 
Uneingeweihte werden die Stärke des Schlafbedürfnisses erst 
ermessen, wenn sie vernehmen, datz unter dem Stöhnen der Verwun¬ 
deten, trotz einschlagender Granaten und Minen, ratternder 
Maschinengewehre und platzender Handgranaten die Mannschaft mit 
bewundernswerter Ruhe schlief. Allerdings der Führer, auf dem die 
ganze Last der Verantwortung ruhte, brachte es bestenfalls auf ein 
immer wieder aufgeschrecktes Schlummern." 
Der Zeldzug 1915 gegen Serbien. 
Die schwere Bedrohung der Türkei durch die Entente ergab die 
Notwendigkeit, eine Verbindung mit diesem Verbündeten zu Lande 
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