Volltext: Oesterreichs Heldenkampf

Das war kein gewöhnliches Volk, das diese unbedankie Arbeit 
vollbrachte, es war geadelt durch das höchste Pflichtgefühl." (Aus 
„Oesterreich-Ungarns Heere im Weltkrieg" von General der Infan¬ 
terie Ernst von Horfetzky.) 
2er stnmarsch in die Stellung. 
Oberstleutnant Hermann Strohschneider des Schützenregiments 
Nr. 3 entwirft vom Anmarsch des von ihm befehligten II. Bataillons 
in die Stellung der Jfonzofront nachstehende überaus anschauliche 
Schilderung:") 
„Das Mondlicht hatte an Helle zugenommen, als wir, geleitet von 
unseren Führern, den Marsch zur Stellung antraten. In einem Halb¬ 
kreise um uns tanzten vorne in allen Farben Tausende von Lichtlein 
der Leuchtraketen auf. Der Karststein zitterte unter den unzähligen 
Einschlägen aller Kaliber. Um uns zischten, sangen, pfiffen und surrten 
die Hochschüsse und Geller von der feindlichen Front. Stumm, gebeugt, 
um kein oder nur ein kleines Ziel zu bieten, stolperten wir über Steine, 
Sandsäcke, Rüstungsteile und Leichen nach vorwärts. Nicht 1000 Schritte 
weit waren wir gekommen, da jagte eine Feuerwelle feindlicher 
Artilleriegeschosse krachend, rauchend, feuerspeiend heran. „Decken!" 
Vergeblich war es, das Getöse zu überschreien. In rasender Behendig¬ 
keit suchte sich jeder zu bergen. Da kauerten einige Leute hinter einem 
Stein, der nicht einem Mann Deckung zu bieten vermochte, dort stürzte 
ein Trupp in wildem Lauf einer Doline zu, die zu entfernt war, um 
sie rechtzeitig zu erreichen. Glück, wie nötig bist du im Kriege! Wer 
Glück hatte, blieb stehend unverletzt. Ein wahres Wunder. Nun tobte 
sich die Feuerwelle aus. Sie ackerte über das Gestein, zerriß den Fels. 
heulte, brüllte, sang und wimmerte. Man mochte glauben, alles müßte 
sie zermalmen, alles. Unser Denken war ausgeschaltet. Irgendwo schrie 
es: „Sanität! Sanität!" Wahrhaftig, es regte sich noch Leben. Hatte 
dieser teuflische Empfang Sekunden — Minuten gedauert? Niemand 
vermochte es zu sagen. Stumm reihte sich die Kolonne zum Weiter¬ 
marsch, so manchen Kameraden tot oder verwundet zurücklassend. 
Immer stärker wurde das Zischen, Singen, Pfeifen und Surren der 
Jnfanteriegeschosse, immer näher tönte das Gebrüll der Schlacht. Wieder 
zerstob vor uns eine Feuerwelle, wieder forderte sie Opfer. So ging 
es sprungweise fort. Von der Front kommende Verwundete zogen an 
*) Entnommen aus 55. Strohschneiders Buch „Das Schützenregiment Graz Nr. 3 und der Steiri¬ 
sche Landsturm im Weltkriege 1914—1918". herausgegeben vom Alpenjäger-Regiment Nr. 9 und dem 
Bunde der Dreierschützen. 
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