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Äcks ^orps -Reserve auf Baito
Wenn wir aber nunmehr glaubten, unsere wohlverdiente Rast
und Ruhe zu haben, so hatten wir uns gründlich getäuscht. Schon
am ersten Vormittage unseres Reserveverhältnisses wurden die
Bataillone zu Erdarbeiten kommandiert. Von der Malga secondo
Posto bis zum Pafso della Vena mußte an Stelle des Karrenweges
so schnell wie möglich eine gut fundamentierte Straße gebaut
werden, um die schwere Artillerie, insbesondere die 30,5 cm--Mörser,
nachbringen zu können. Auf der einen Seite mußte das felsige Ge
lände gesprengt und abgegraben und auf der anderen Seite aufge
schüttet werden. Zu dieser schweren Arbeit, welche bei fortdauern
dem strömendem Regen bei Tag und Nacht geleistet werden mußte,
wurde ausgerechnet jene Truppe herangezogen, welche in fünf
schweren Kampftagen ihr Äußerstes geleistet hatte.
Daß sich Mann wie Offizier in den kräftigsten Flüchen Luft
machten, war nicht zu verwundern.
Die Aufsicht und Leitung beim Straßenbau hatten wir Zugs
kommandanten. Daß wir fast alle von diesen rein technischen Ange
legenheiten anfangs nichts verstanden und nur auf unseren gesunden
Menschenverstand angewiesen waren, tat gar nichts zur Sache. Man
wurde auf irgend einen Posten kommandiert und hatte ihn auszu
füllen. And füllte ihn auch aus.
Am 20. Mai setzte programmäßig im Raume des III. Korps
auf der Lochfläche der sieben Gemeinden heftiges Geschütz- und
Gewehrfeuer ein, jetzt wurde drüben der Vorstoß unternommen,
während wir „Gewehr bei Fuß" standen und abwarteten.
Bis jetzt hatten wir 23 886 Gefangene gemacht, darunter 482 Offi
ziere, und 172 Geschütze erbeutet. Ein weiteres Vordringen über
die Linie Tonezza-Spitzen—Monte Melignone—Campomolon wäre
sehr leicht gewesen, da die Italiener in haltloser Flucht zurückgingen
und den Monte Cimone und sogar die Priafora schon geräumt
hatten. Erst als mehrere Tage verstrichen waren, ohne daß wir nach
rückten, besetzte der Feind wieder die erwähnten Berge. Der Monte
Cimone mußte dann bei der späteren Fortsetzung des Vormarsches