Volltext: Jänner bis Juni 1916 (3 ; 1917)

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Bekleidung der Flüchtlinge. 
Kulturelle Flüchtlings- 
fürsorge. 
Dies sowie der Wunsch zahlreicher angesehener Persönlichkeiten, den ihnen 
infolge ihrer Nationalität oder landsmannschaftlicher Beziehungen besonders 
nahestehenden Flüchtlingen durch ergänzende Mitarbeit an der staatlichen Für¬ 
sorgeaktion Hilfe und Trost zu bringen, führte zur Gründung neuer offizieller 
Hilfskomitees: des Fürsorgekomitees für die Bukowinaer Flüchtlinge und des 
Fürsorgeansschusses für die deutschen Flüchtlinge aus Galizien und der 
Bukowina. 
Auch diese Fürsorgekomitees, denen sich in letzter Zeit ein Hilfskomitee 
für polnische Flüchtlinge aus Galizien angeschlossen hat, lassen ebenso wie die 
in früherer Zeit begründeten Hilfskomitees die Unterbringungsorte der Flücht¬ 
linge durch einvernehmlich mit dem Ministerium des Innern bestellte Delegierte 
bereisen, welche die Wünsche und allfällige Beschwerden der Flüchtlinge entgegen¬ 
nehmen und den notwendigen Kontakt zwischen diesen und den Behörden 
herstellen. 
Die zunehmende Knappheit der Vorräte an Baumwollwaren und deren 
Teuerung brachte allmählich die Barackenverwaltungen und politischen Bezirks¬ 
behörden in immer größere Schwierigkeiten bei der ihnen anvertrauten Ver¬ 
sorgung der mittellosen Flüchtlinge mit den benötigten Kleidungs- und Wäsche¬ 
stücken, Decken, Strohsäcken usw. Es erwies sich daher eine Zentralisierung 
des Einkaufes dieser Waren aus Staatsmitteln und im Zusammenhange 
hiemit eine Vereinheitlichung der Bedarfserhebung und Bedarfsdeckung sowie 
eine Neuregelung der Produktion der Flüchtlingsnähstuben und die Ver¬ 
wertung der ausgetragenen, nicht mehr ausbesserungsfähigen Kleider der Flücht¬ 
linge als erforderlich, danlit die notwendige Bekleidung und das Bettzeug 
jeweils rechtzeitig, aber nur inr tatsächlich unerläßlich notwendigen Ausmaße 
und unter möglichster Schonung der Rohmaterial- und Warenvorräte den 
Flüchtlingen zur Verfügung gestellt werden können. Zur Durchführung dieser 
Aufgabe wurde eine eigene Amtsstelle, die aus fachkundigen Beamten, ehren¬ 
amtlichen Mitarbeitern und dem nötigen Hilfspersonal zusammengesetzte, dem 
Ministerium des Innern unterstellte k. k. Bekleidungszentrale für Kriegs¬ 
flüchtlinge geschaffen. 
Die lange Dauer der Abwesenheit eines großen Teiles der Flüchtlinge 
von der Heimat gebot behufs Hintanhaltung schwerer kultureller, sozial¬ 
politischer und ethischer Schäden eine Erweiterung der Vorsorgen für die 
Beschäftigung und Ausbildung insbesondere der jugendlichen Flüchtlinge und 
für ihre Bewahrung vor ihnen infolge der Versetzung in eine fremde Um¬ 
gebung drohenden sittlichen Gefahren. Die Zahl der Kinder-, Jugendlichen- 
und Mädchenheime, der Knaben- und Mädchenhorte, der Volksschulkurse, fach¬ 
gewerblichen Kurse wie nicht minder der besonderen Anstalten für den Schutz 
von Säuglingen und Waisen wurde daher im letzten Halbjahre noch bedeutend 
vermehrt. Auch wurden für geflüchtete Mittelschüler weitere, zum Teile recht 
große staatliche Konvikte in Wien, Prag, Arnau, Linz, Kremsier und anderen 
Städten geschaffen und den Zöglingen dieser Konvikte sowie den anderen 
geflüchteten Mittelschülern mit Unterstützung der staatlichen Unterrichts- 
Verwaltung die Gelegenheit geboten, sei es in den Stammklassen oder in 
eigens errichteten Parallelklassen der im Hinterlande bestehenden Mittelschulen, 
sei es in ihrer Muttersprache in besonderen Mittelschulbeschäftigungskursen 
ihre Studien fortzusetzen.
	        
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