45
Unterrichtskurse für
Geflügelzucht.
Versorgung mit Eiern.
Beschränkung des Eier¬
exportes.
Die Erschwernisse, welche die Kriegszeit der Geflügelhaltung entgegen¬
stellt, machten es um so notwendiger, daß die Geflügelzucht ausschließlich
nach rationellen, auf möglichste Nutzleistung gerichteten Gesichtspunkten erfolge.
Um solche Aufzucht nach Möglichkeit zu fördern, wurde die Abgabe von
Eintagskücken aus den bestehenden Großfarmen unterstützt und wurden in
Flugschriften Belehrungen über Kückenaufzucht sowie über die Herstellung
einer denkbar einfachen sogenannten Kriegsglucke allgemein verbreitet. Die
zahlreichen hinausgegebenen Broschüren und Flugblätter betreffen außer
Belehrungen auf den erwähnten Gebieten Ratschläge über die Behandlung,
Aufbewahrung nn5 Versendung von Bruteiern, über den Wert des Geflügel-
düngers, insbesondere für den Gemüsebau, über rentable Geflügelhaltung der
Städter und anderes mehr.
Es wurde auch Veranlassung getroffen, daß durch Abhaltung zahl¬
reicher Kurse seitens eines dein Ackerbauministerium zur Verfügung stehenden
Konsulenten in weiteren Kreisen, insbesondere unter der Jugend, Interesse und
Verständnis für die wichtigen Fragen der Geflügelzucht erweckt werde. Solche
Kurse in der Dauer von je sechs Wochen wurden an der Tierärztlichen Hoch
schule in Wien, an landwirtschaftlichen Schulen und den in Niederösterreich
bestehenden Lehrerbildungsanstalten abgehalten und es ist auch deren Abhaltung
an den Lehrerinnenbildungsanstalten in Aussicht genommen. Außerdem haben
verschiedene Vereinigungen (Frauenvereine und Geflügelzuchtvereine) solche Kurse
veranstaltet. Auch wurden mehrere Kurse für verwundete Soldaten, und zwar
bisher im Garnisonsspital Nr. 1 in Wien sowie an der in Wien bestehenden
Jnvalidenschule abgehalten. Hierher gehören auch die an den niederöster¬
reichischen Ackerbauschulen abgehaltenen eintägigen Jnformationskurse für
Geistliche, Lehrpersonen, Tierzuchtinspektoren, Tierärzte, Bürgermeister sowie
Obmänner landwirtschaftlicher Organisationen, welche Kurse den Zweck
verfolgen, diejenigen Kreise, die berufen sind, auf dem Lande eine auf¬
klärende Tätigkeit zu entfalten, für die Förderung der Geflügelzucht zu
gewinnen.
Die Versorgung des österreichischen Konsums mit Eiern war durch
den Umstand schwer beeinträchtigt, daß einerseits Galizien, zu" normalen
Zeiten eines der wichtigsten Eierproduktionsländer der Monarchie, seit
Übergreifen der kriegerischen Operationen auf dieses Land für die
Versorgung des Konsums nicht in Betracht kommt und andrerseits
auch die bisher sehr umfangreichen Importe aus Rußland, Bulgarien,
Rumänien und der Türkei seit Kriegsausbruch fast gänzlich entfielen.
Dagegen wurde allerdings der Export dieses Artikels sofort bei Ausbruch
der kriegerischen Ereignisse eingestellt, mußte aber dem Deutschen Reiche
gegenüber, welches auf die Eiereinfuhr angewiesen war, in der Folge
freigegeben werden. Ist der Eierimport Deutschlands aus Österreich schon in
Friedenszeiten ein sehr beträchtlicher, so ist das Jmportbedürfnis Deutschlands
in der Kriegszeit infolge Ausbleibens der russischen Einfuhren noch um ein
bedeutendes gestiegen. Es erscheint daher erklärlich, daß iiu Laufe des
Winters auch in der Monarchie eine sehr empfindliche Knappheit in diesem
Artikel eingetreten ist. Die Regierung sah sich daher veranlaßt, die freie
Eierausfuhr nach dem Deutschen Reiche ab 15. Mai l. I. ^einzustellen itnb
die fernere Ausfuhr nur für ein bestimmtes Kontingent zu gestatten.