Volltext: Bis Ende Juni 1915 ([1] ; 1915)

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Unterrichtskurse für 
Geflügelzucht. 
Versorgung mit Eiern. 
Beschränkung des Eier¬ 
exportes. 
Die Erschwernisse, welche die Kriegszeit der Geflügelhaltung entgegen¬ 
stellt, machten es um so notwendiger, daß die Geflügelzucht ausschließlich 
nach rationellen, auf möglichste Nutzleistung gerichteten Gesichtspunkten erfolge. 
Um solche Aufzucht nach Möglichkeit zu fördern, wurde die Abgabe von 
Eintagskücken aus den bestehenden Großfarmen unterstützt und wurden in 
Flugschriften Belehrungen über Kückenaufzucht sowie über die Herstellung 
einer denkbar einfachen sogenannten Kriegsglucke allgemein verbreitet. Die 
zahlreichen hinausgegebenen Broschüren und Flugblätter betreffen außer 
Belehrungen auf den erwähnten Gebieten Ratschläge über die Behandlung, 
Aufbewahrung nn5 Versendung von Bruteiern, über den Wert des Geflügel- 
düngers, insbesondere für den Gemüsebau, über rentable Geflügelhaltung der 
Städter und anderes mehr. 
Es wurde auch Veranlassung getroffen, daß durch Abhaltung zahl¬ 
reicher Kurse seitens eines dein Ackerbauministerium zur Verfügung stehenden 
Konsulenten in weiteren Kreisen, insbesondere unter der Jugend, Interesse und 
Verständnis für die wichtigen Fragen der Geflügelzucht erweckt werde. Solche 
Kurse in der Dauer von je sechs Wochen wurden an der Tierärztlichen Hoch 
schule in Wien, an landwirtschaftlichen Schulen und den in Niederösterreich 
bestehenden Lehrerbildungsanstalten abgehalten und es ist auch deren Abhaltung 
an den Lehrerinnenbildungsanstalten in Aussicht genommen. Außerdem haben 
verschiedene Vereinigungen (Frauenvereine und Geflügelzuchtvereine) solche Kurse 
veranstaltet. Auch wurden mehrere Kurse für verwundete Soldaten, und zwar 
bisher im Garnisonsspital Nr. 1 in Wien sowie an der in Wien bestehenden 
Jnvalidenschule abgehalten. Hierher gehören auch die an den niederöster¬ 
reichischen Ackerbauschulen abgehaltenen eintägigen Jnformationskurse für 
Geistliche, Lehrpersonen, Tierzuchtinspektoren, Tierärzte, Bürgermeister sowie 
Obmänner landwirtschaftlicher Organisationen, welche Kurse den Zweck 
verfolgen, diejenigen Kreise, die berufen sind, auf dem Lande eine auf¬ 
klärende Tätigkeit zu entfalten, für die Förderung der Geflügelzucht zu 
gewinnen. 
Die Versorgung des österreichischen Konsums mit Eiern war durch 
den Umstand schwer beeinträchtigt, daß einerseits Galizien, zu" normalen 
Zeiten eines der wichtigsten Eierproduktionsländer der Monarchie, seit 
Übergreifen der kriegerischen Operationen auf dieses Land für die 
Versorgung des Konsums nicht in Betracht kommt und andrerseits 
auch die bisher sehr umfangreichen Importe aus Rußland, Bulgarien, 
Rumänien und der Türkei seit Kriegsausbruch fast gänzlich entfielen. 
Dagegen wurde allerdings der Export dieses Artikels sofort bei Ausbruch 
der kriegerischen Ereignisse eingestellt, mußte aber dem Deutschen Reiche 
gegenüber, welches auf die Eiereinfuhr angewiesen war, in der Folge 
freigegeben werden. Ist der Eierimport Deutschlands aus Österreich schon in 
Friedenszeiten ein sehr beträchtlicher, so ist das Jmportbedürfnis Deutschlands 
in der Kriegszeit infolge Ausbleibens der russischen Einfuhren noch um ein 
bedeutendes gestiegen. Es erscheint daher erklärlich, daß iiu Laufe des 
Winters auch in der Monarchie eine sehr empfindliche Knappheit in diesem 
Artikel eingetreten ist. Die Regierung sah sich daher veranlaßt, die freie 
Eierausfuhr nach dem Deutschen Reiche ab 15. Mai l. I. ^einzustellen itnb 
die fernere Ausfuhr nur für ein bestimmtes Kontingent zu gestatten.
	        
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