Volltext: Bis Ende Juni 1915 ([1] ; 1915)

291 
sowohl mit einer regeren Tätigkeit auf den: Gebiete des Sammelns wild¬ 
wachsender Arzneipflanzen, wie auch mit einer intensiveren Kultur einheimischer 
oder geeigneter fremdländischer Arznei- und Nutzpflanzen eingesetzt werde. 
Seitens der staatlichen Sanitätsverwaltung wurde gegen jede Form 
unnötigen Verbrauches wichtiger Arzneistoffe und Verbandartikel aufgetreten. 
Die Apotheker, Ärzte und Spitalsleitungen erhielten Weisungen, mit den 
vorhandenen Arzneivorräten zu sparen. Die Ärzte wurden aufgefordert, ver¬ 
meidbare Verschreibungen zu unterlassen und die Verschreibweise möglichst 
einfach im Sinne der für die Verschreibung auf Kosten öffentlicher Fonds 
geltenden Vorschriften zu gestalten. Den Spitälern wurde insbesondere 
Sparsamkeit in der Verwendung von Verbandartikeln (Bindenstoffen) nahe¬ 
gelegt. Den Apothekern wurde untersagt, Narkosemittel (Chloroform, Äther) 
und andere wichtige Arzneistoffe, zumal solche, deren Vorratsergänzung 
wegen Sperrung der überseeischen Zufuhr Schwierigkeiten erwarten läßt, 
zur Bereitung von Handverkaufsartikeln zu verwenden. Ebenso wurde die 
Verwendung aller dieser Arzneistoffe zur Herstellung pharmazeutischer 
Spezialitäten für den allgemeinen Vertrieb eingeschränkt. In gleicher Weise 
wurden Vorkehrungen getroffen, damit der Verbrauch von Artikeln, die auch 
als Nährmittel in Betracht kommen (Fette, Öle, Stärke), bei der Herstellung 
pharmazeutischer Präparate auf das notwendigste eingeschränkt werde. 
Zur Herabsetzung des Verbrauches von Alkohol wurde angeordnet, 
daß in den Spitälern zur Händedesinfektion der Ärzte nur verdünnter 
Spiritus zur Verwendung gelangen darf. Für Sanitätsmaterial, welches 
unter Verwendung von Kautschuk hergestellt wird (wasserdichte oder elastische 
Verbandstoffe, Gummischläuche, Gummihandschuhe usw.), wurde die Anwen¬ 
dung von Ersatzartikeln angeregt. 
Um angesichts des gesteigerten Bedarfes mit den gebräuchlichen 
Baumwollstoffen zu sparen, wurde den Spitälern die Verwendung von Ver¬ 
bandstoffen aus Zellstoff und Papier empfohlen; derartige Ersatzstoffe 
werden in den von der Regierung betriebenen Verwundeten- und Kranken¬ 
stationen sowie in den Kriegsspitälern in ausgedehntem Maße verwendet. 
Da Tierkohle bei verschiedenen, zumal infektiösen Darmkrankheiten 
in stetig steigendem Maße gebraucht wird, wurde durch Herausgabe von 
Prüfungsvorschriften Vorsorge getroffen, damit nur wirksame Präparate in 
Verkehr gelangen. 
Der Herstellung sterilisierter Verbandstoffe wurde besonderes Augenmerk 
gewidmet; die Sterilisationsanlagen der Verbandstoffabriken wurden Revisionen 
unterzogen und vorgefundene Übelstände beseitigt. 
Aufrechterhaltung des Axothekenbetriebes. 
Die Mobilisierung der Wehrmacht hatte auch für die Apotheken eine 
bedeutende Verminderung des Personales zur Folge. Um den Betrieb der 
Apotheken nach Möglichkeit aufrecht zu erhalten, ohne militärpflichtige Personen 
dem Kriegsdienste zu entziehen, wurde angestrebt, einen tunlichsten Ausgleich 
der vorhandenen Kräfte unter gleichzeitiger Erleichterung der Betriebspflichten, 
soweit dies öffentliche Rücksichten zuließen, vorzunehmen.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.