Volltext: Feldmarschall Ernst Rüdiger Graf Starhemberg

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Bischof Graf Kollonitz. 
Türken durch wohlgezielte Schüsse nicht unbedeutenden Schaden zu 
fügte. Außerdem leitete Kielmannsegge') noch die Munitions- 
erzengung und die Feuerwerkerei am St. Stephansthurme, und er 
warb sich durch die Erfindung neuer Handgranaten und durch die 
Errichtung einer Pulvermühle große Verdienste. 
Auch hatten sich freiwillig zu allen Dienstleistungen mehrere 
vornehme Standespersonen und Edelleute erboten, welche in aller 
Sicherheit, von der Gefahr weit entfernt, bei den Ihrigen hätten ver 
weilen können, sich aber doch dem allgemeinen Besten zu Liebe nach 
Wien begeben hatten, wo sie durch ihr ruhmwürdiges Beispiel wesent 
lich zur Aufmunterung der Belagerten beitrugen und wo es Noth 
that Hülfe brachten. Unter diesen ist vor Allen zu nennen der würdige 
Kirchenfürst Leopold Graf von Kollonitz, Bischof von Neustadt.2) 
Derselbe that sich durch Besorgung der geistlichen Angelegenheiten, so 
wie durch seine Sorgfalt für Kranke und Verwundete, reichliche 
1) Heinrich Freiherr von Kielmannsegge starb 1708. Ein zeitgenössi 
scher Poet Namens Feig besang dessen Thaten. Siehe Austria, Universal-Kalender 
1849, S. 57. 
2) Leopold Graf Kollonitz, geboren zu Komorn 1631, studirte aus der 
Hochschule zu Wien, trat 1650 in dem Malteserorden, begab sich nach Malta und 
machte mehrere Karawanen mit; namentlich that er sich in einem Kampfe zur 
See vor Candia hervor, wo er die Ordensfahne auf eines der türkischen Schiffe 
auspflanzte (1654). Zum Lohne für diese Waffenthat wurde er Castellan von 
Malta, sodann Comthur zu Mailberg, Eger und Miecholup. Bald nachher wählte 
er den Priesterstand und erhielt zu Neutra die Weihe, dessen Bischofsitz er 1668 
bestieg. 1670 wurde er Bischof von Wiener-Neustadt und 1672 Kammerpräsident 
in Ungarn. Zur Zeit der Pest 1679 that er sich durch echt christliche aufopfernde 
Hingebung hervor; sein segensreiches Wirken während der Belagerung von Wien 
wird in diesen Blättern noch erwähnt. 1685 erhielt er das Bisthum Raab und 
die Cardinalswürde. Kaiser Leopold I. setzte ihm selbst das Barret mit großer 
Feierlichkeit auf. 1691 erhielt Gras Kollonitz das Erzbisthum Kalocsa mit 
Beibehalt des Raaber Bisthums, 1692 wurde er Staats- und Conferenz-Minister 
und Präsident der Hoskammer in Wien und 1695 endlich Erzbischof von Gran 
und Primas von Ungarn, welche Stelle er bis zu seinem Ableben bekleidete. 
Seine wichtigen Geschästsobliegenheiten machten seine häufige Anwesenheit in 
Wien nothwendig, wo er im Heiligenkreuzerhofe wohnte und am 20. Januar 
1707 starb. Seiner testamentarischen Anordnung zufolge wurden die irdischen 
Ueberreste des Cardinals nach Preßburg gebracht und in der dort von ihm ge 
stifteten St. Salvatorkirche beigesetzt. Ein in rothem Marmor aufgeführtes 
Denkmal bezeichnet seine letzte Ruhestätte. Näheres siehe von Wurzbach, 
Biographisches Lexikon, XII. Band, Seite 361—362.
	        
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