Volltext: Feldmarschall Ernst Rüdiger Graf Starhemberg

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Niederbrennuug der Vorstädte Wiens. 
Nun erst, im allerletzten Augenblicke und überzeugt, daß Wien 
schon am kommenden Tage berennt werden würde, also keine Minute 
Zeit mehr zu verlieren war, befahl FZM. Graf Starhemberg, die 
Vorstädte in Brand zu stecken, damit sie nicht dem Feinde zur Schutz 
wehr dienen möchten. In kürzester Zeit standen denn auch die Weiß- 
gärber, die Landstraße, Wieden, Laimgrube, St. Ulrich, die Alser- und 
Währingergasse bis zur Roßall hinab, sammt allen den schönen da 
selbst befindlichen Palästen, Kirchen und Klöstern in vollen Flammen 
und die kostbarsten Einrichtungsstücke, Gemälde und andere werth 
volle Gegenstände gingen dabei zu Grunde. — Schon Tags zu 
vor hatte man die Vorstadtbewohner mit ihren Habseligkeiten in die 
Stadt aufgenommen. Da sich ein starker Wind erhob und viel 
Bauholz in dem kaiserlichen und städtischen Holzstndel gleich vor 
dem Neuthor aufgehäuft war, so drohte der Stadt selbst, besonders 
dem zunächst gelegenen Arsenal und den Pulverthürmen die höchste 
Gefahr. Doch hatte die unermüdliche Sorgfalt Starhembergs 
und des Stadtrathes dieselbe durch die eifrigsten Maßregeln und 
zweckmäßigsten Gegenanstalten abgewendet. — Der Stadt-Comman 
dant Graf Starhemberg, viele Offiziere, der Bürgermeister 
Liebenberg, die Stadtkämmerer und Bürger mit Spritzen waren 
herbeigeeilt, um die Palissaden auf der Neuthorbastei zu über 
wachen, und mit größter Eile und Lebensgefahr die Löcher und 
Fenster der Pulverthürme zu vermauern, so daß kein Unheil ent 
stehen konnte. 
Daß er das Abbrennen der Vorstädte bis auf den letzten 
Augenblick verspürte, der auch durch einen Zufall leicht vereitelt 
werden konnte, hat man dem wackern Commandanten von Wien, 
oft zum Vorwurfe gemacht. — Allein viele Gründe sprachen für 
Starhembergs Handlungsweise. Sollte derselbe, eher als es 
die höchste Noth erforderte, zur Zerstörung so vieler prachtvoller 
Paläste und Kirchen schreiten? Blieb nicht noch immer die Hoff 
nung, daß der Zug der Türken durch irgend ein Hinderniß ge 
hemmt werden könnte? Konnte nicht deren Bewegung gegen Wien 
nur eine drohende Demonstration sein? Oder endlich, konnte das 
Reichsheer nicht, vielleicht schon vereinigt, einen Sieg vor den Mauern 
der Hauptstadt erfechten? — Bei den damals so beschwerlichen Com-
	        
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