Volltext: Feldmarschall Ernst Rüdiger Graf Starhemberg

II. 
Zweite Türkenbelagerung Wiens. 
I. 
Vom 7. Juli bis 12. August 1683. 
^uch in militärischer Beziehung war das Schicksal der 
Hauptstadt Wien bei dem Heranmarsche der Osmanen bedenklich. In 
der Hoffnung, diese würden ihre Kräfte an den Grenzfestüngen brechen, 
waren die Festungswerke sehr vernachlässigt worden, der Stadtgraben 
war nicht vollständig nusgehoben und die Contrescarpen noch nicht 
errichtet, konnten daher auch nicht mit Palissaden besetzt werden. Über 
dies fehlten diese, ebenso auch Faschinen und Schanzkörbe; das kaiser 
liche Zeughaus war erschöpft und Mangel herrschte an jedem für die 
Vertheidigung einer belagerten Stadt nöthigen Materiale. Auf den 
Wällen waren keine Kanonen aufgeführt, keine Batterie ausgesteckt, 
die ganze Besatzung endlich bestand nur aus fünf Compagnien des 
Kaiserstein'schen Fußregiments (als Graf Ogylvi-Jnfanterie 1748 
reducirt). 
So waren die militärischen Zustände der Stadt Wien, als 
der Stadt-Commandant FZM. Graf Ernst Rüdiger von 
Starhemberg gegen Abend des 7. Juli 1683 über die Donau 
brücken daselbst eintraf und mit dem Prinzeir von Lothringen in 
dessen Wagen in die innere Stadt einfuhr. Ein überaus reiches Feld 
der Thätigkeit und nur schwer zu bewältigende Hindernisse forderten 
alle Energie und Umsicht des Commandanten.
	        
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