Volltext: Feldmarschall Ernst Rüdiger Graf Starhemberg

Graf Quentin J'örger. 
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Ungarn standen, dazurechnet, so ergibt sich eine Zahl von mehr als 
400.000 Mann, und die Angabe ist beglaubigt, daß seit den Tagen 
Solimans kein so zahlreiches türkisches Heer in das Feld gezogen 
ist. — Denn Tökely's eigene Armee war bereits auf 60.000 Mann 
angewachsen, unter welchen sich 12.000 Tataren, gegen 13.000 Jani- 
tscharen und 2000 Spahis befanden. 
Obschon hinlängliche Hülfe gegen den Einfall der Türken all 
seits versprochen war und auch die Rüstungen überall aufs Eifrigste 
betrieben wurden, so erforderte es nach damaliger Art und Weise doch 
noch eine geraume Zeit, bis die gehörigen Streitkräfte gesammelt und 
concentrirt waren, und mittlerweile lag das Land so ziemlich unver- 
theidigt da. Die Liste welche der Hofkriegsrath dem Kaiser 
über die Regimenter, die sich zu eiuer Generalmusterung - stellen 
sollten, unterbreitet hatte, beziffert den streitbaren Stand auf 33.000 
Mann, nach Abzug derjenigen Corps, welche in Ober-Ungarn an der 
Waag und an den mährischen, schlesischen und österreichischen Grenzen 
vertheilt waren. Die Anstalten, welche Kaiser Leopold traf, so 
wie die Besorgnisse der denkenden Köpfe seiner Umgebung sind in 
einem Gutachten des Grafen Quentin Jörger,^ eines der 
9 Johann Quentin Graf Jörger zu Tollet, geboren 1624, ein Sohn 
Johann Helfreichs Freiherrn von Jörger und der Elisabeth Polyxena Freiin 
Althann, trat jung zur katholischen Kirche über, wurde 1650 Kämmerer, 1651 
Hofkammer-Rath, bald darauf Hofkammer-Vicepräsident, 1681 Geheimer Rath, 
1687 Statthalter von Nieder-Oesterreich, 1688 Ritter des goldenen Vließes 
und zuletzt Staats- und Conferenz-Minister. Durch seine Redlichkeit, Gerechtigkeits 
liebe und seine eifrige Thätigkeit hatte er sich das allgemeine Vertrauen und 
die besondere Gunst und Liebe seines Monarchen erworben. Seine hinterlassenen 
Memoiren umfassen acht Bände, über welche Gras Mailath im Vorworte zürn 
IV. Bande seiner Geschichte des österreichischen Kaiserstaates, Seite 
X—XIII, Näheres berichtet. — Als Statthalter erwarb sich Graf Jörger um 
die Residenzstadt Wien große Verdienste, und diese verdankt ihm viele der nütz 
lichsten Einrichtungen, so die Straßenbeleuchtung zur Nachtzeit u. s. w. Er wurde 
zugleich mit seinem Oheim Johann Septimius mit Diplom vom 9. August 1659 
in den erblichen Reichsgrafenstand erhoben. Er war zweimal vermalt: 1. mit Maria 
Anna Freiin von Königsberg, 2. mit Maria Rosalia Gräfin von Losenstein, von 
welchen zwei Frauen er fünfzehn Kinder hatte. — Seine Tochter aus zweiter 
Ehe: Maria Josepha, war die zweite Gemalin des Grafen ErustRüdiger 
Thürheim. FM. Ernst Rüdiger Graf Starhemberg. 4
	        
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